Full text: Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen

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5. Urahne spricht: „Morgen ist's FeiertagI 
Am liebsten morgen ich sterben mag. 
Ich kann nicht singen und scherzen mehr, 
ich kann nicht sorgen und schaffen schwer; 
was thu' ich noch aus der A)elt?" — 
Sefyt ihr, wie der Blitz dort sällt? 
6. Sie Hörens nicht, sie sehen's nicht; 
es flammet die 5tube wie lauter Licht. 
Urahne, Großmutter, Mutter und Aind 
vom strahl miteinander getroffen sind. 
Bier Leben endet ein schlag, — 
und inorgen ist Feiertag. 
Gustav Schwab. 
152. Erlkönig. 
1. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? 
Es ist der Vater mit seinem Kind. 
Er hat den Knaben wohl in dem Arm, 
er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. 
2. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?" — 
„ „Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? 
den Erlenkönig mit Krön' und Schweis?"" — 
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif." — 
3. ,Du liebes Kind, komm, geh mit mir! 
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; 
manch bunte Blumen sind an dem Strand, 
meine Mutter hat manch gülden Gewand? 
4. „„Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, 
was Erlenkönig mir leise verspricht?"" 
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; 
in dürren Blättern säuselt der Wind." 
5. Willst, seiner Knabe, du mit mir gehn? 
Meine Töchter sollen dich warten schön; 
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn 
und wiegen und tanzen und singen dich ein? —
	        
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