Ludwig Uhland.
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8. Und wieder wird es still umher,
Der König steht und lauscht:
„Was hör' ich kämmen übers Meer,
Es rudert und es rauscht!" —
„Sie kommen angefahren,
Tein Sohn mit Schwert und Schild,
In sonnenhellen Haaren
Dein Töchterlein Gunild."
9. „Willkommen!" ruft vom hohen Stein
Der blinde Greis hinab —
„ Nun wird mein Alter wonnig sein
Und ehrenvoll mein Grab.
Du legst mir, Sohn, zur Seite
Das Schwert von gutem Klang,
Gunilde, du Befreite,
Singst mir den Grabgesang."
Pas Glück von Kdenhall.
1834.
1. Von Edenhall der junge Lord
Läßt schmettern Festdrommetenschall,
Er hebt sich an des Tisches Bord
Und ruft in trunkner Gäste Schwall:
„Nun her mit dem Glücke von Edenhall!"
2. Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
Des Hauses ältester Vasall,
Nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch
Das hohe Trinkglas von Krystall,
Sie nennen's: Das Glück von Edenhall.
3. Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis
Schenk roten ein aus Portugal!"
Mit Händezittern gießt der Greis,
Und purpurn Licht wird überall,
Es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.
4. Da spricht der Lord und schwingt's dabei:
„Dies Glas von leuchtendem Krystall
Gab meinem Ahn am Quell die Fei;
Drein schrieb sie: Kommt dies Glas zu Fall
Fahr wohl dann, o Glück von Edenhall!
5. Ein Kelchglas ward zum Los mit Fug
Dem freud'gen Stamm von Edenhall!
Wir schlürfen gern in vollem Zug,
Wir läuten gern mit lautem Schall;
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!"
6. Erst klingt es milde, tief und voll,
Gleich dem Gesang der Nachtigall,
Dann wie des Waldstroms laut Geröll,
Zuletzt erdröhnt wie Donnerhall
Das herrliche Glück von Edenhall.
7. „Zum Horte nimnit ein kühn Geschlecht
Sich den zerbrechlichen Krystall;
Es dauert länger schon, als recht;