Full text: Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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laudes, ja in Ein- und Ausfuhr ganz Holland, Belgien oder 
Spanien. Der Wert der Einfuhr betrug Ende 1897 über 3000 Mil¬ 
lionen, und der der Ausfuhr fast 3000 Millionen Mark. Obgleich 
die Stadt 90 km vom Meere gelegen ist, so ist sie doch wegen des 
breiten und tiefen Fahrwassers der Elbe (8—9 m) für die größten 
Seeschiffe zugänglich. Der ausgezeichnete Hafen erscheint trotz des 
fortwährenden Kommens und Gehens der Fahrzeuge mit einem 
wahren Mastenwaldc bedeckt. Im Jahre 1898 kamen 12 623 See¬ 
schiffe mit einem Rauminhalt von 7 364 118 Registertonnen an 
und 12 662 Seeschiffe mit einem Rauminhalt von 7 393 333 Re¬ 
gistertonnen gingen ab. Außerdem kamen etwa 17 000 Flußschiffe 
an und gingen ebensoviel ab. Hamburg besitzt eine stattlicheHandels- 
flotte, welche 1898 434 Dampfer und etwa 400 Segler umfaßte. 
Zu bemerken ist auch, daß Hamburg am 1. Januar 1899 an der 
Nordseefischerei mit 166 Fahrzeugen beteiligt war. Der Schiff¬ 
fahrtsverkehr Hamburgs erstreckt sich in erster Linie auf England 
und Nordamerika, ferner auf Brasilien, Afrika und Australien. 
Weniger häufige, aber wichtige Verbindungen finden mit West¬ 
indien, Mittelamerika, der Nordküste von Südamerika, Valparaiso, 
Shanghai, Hongkong, Singapore u. a. statt. Die meisten dieser 
regelmäßigen Verbindungen werden von Hamburger Häusern 
unterhalten; die bedeutendste dieser Dampfschiffunternehmungen 
ist die „Hamburg-Amerikalinie", welche 1847 gegründet wurde. 
Sehr bedeutend ist jetzt Hamburg auch als Auswanderungshafen. 
Einfuhrartikel sind Kolonialwaren, Getreide, Häute, Kohlen, 
Schlachtvieh; zur Ausfuhr kommen hauptsächlich Woll- und Baum- 
wollwarcn und Maschinen. 
In Hamburg ist das See- und sonstige Versicherungswesen 
stark vertreten. Der Geldhandel wird durch 16 große Banken be¬ 
sorgt. Wenn die Industrie auch dem Handel und Seeverkehr nach¬ 
steht, so ist dieselbe doch auch sehr ansehnlich. Sie beschäftigt sich 
mit Schiffsbau, Eisengießerei und Maschinenbau, Zuckersiederei, 
Baumwollenspinnerei, Herstellung von Schiffszwieback, Rauch¬ 
fleisch, Chemikalien, Lederwaren u. s. w. Die Stadt, die mit den 
Vororten nach der Zählung vom 1. Dezember 1905 etwa 803 000 
Einwohner zählt, liegt an dem rechten Elbuser, an der Mündung 
der Bille und Alster. Sie besteht aus der alten, ehemals befestig¬ 
ten Stadt, die wiederum in die Alt- und Neustadt zerfällt, und aus 
den Vorstädten. Der schönste Teil der Stadt ist das Wasserbecken 
der Binnenalster, von dem Alsterdamm und dem alten und neuen 
Jungfernstieg eingeschlossen. Von bewundernswerter Schönheit ist 
am letzteren der Basar, eine glasbedeckte Galerie, wie sie Paris 
kaum auszuweisen hat, mit Reihen von Gewölben und schönen Wohn¬ 
häusern nach beiden Straßen. 
Dringen wir in das Innere der Stadt vor, so tritt uns das 
alte Hamburg mit seinen Eigentümlichkeiten, seinen niederen, aber 
festen Häusern, seinen schmalen Gassen, seinen Fleeten und seinem 
wogenden Menschengedränge entgegen. Die Vorstadt St. Pauli
	        
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