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wort. Und als die Gesandten weiter fragten: „Was willst du uns denn lassen?" ent¬
gegnen er stolz: „Euer Leben!" Die stolze Stadt mußte sich fügen und ihre Freiheit
durch große Summen erkaufen. Dann ging Alarich weiter nach Süden, doch schon
im nächsten Jahre kam er wieder, erstürmte die Stadt und zog als Sieger ein. Wohl
sanken viele Paläste in Asche, doch gegen die Bewohner waren seine Goten menschlich
gesinnt. — 40 000 deutsche Sklaven benutzten diese Gelegenheit, sich von ihren
römischen Herren frei zu machen. Nur sechs Tage blieb Alarich in der Stadt; dann
zog er mit seinem Heere ab, um von Sicilien aus nach Afrika überzusetzen. Doch er
kam nur bis Cosenza am Busento. Hier starb er nach kurzer Krankheit, erst 34 Jahr ✓
alt. (Gedicht: Das Grab im Busento.)
3. Attila. Der mächtigste König der Hunnen war Attila. Er lebte um die
Mitte des 5. Jahrhunderts und wohnte im heutigen Ungarn. In einem Dorfe
zwischen der Theiß und Donau hatte er seine Residenz. Sein Plan war, sich ganz
Europa zu unterwerfen. Deshalb zog er mit einer halben Million Streiter nach
Westen. Seine wilden Scharen kannten kein Erbarmen. Weder Mann noch Weib,
weder Greis noch Kind blieb von ihnen verschont. Die Dörfer und Städte wurden
in Aschenhaufen verwandelt, die Felder verwüstet. „Wohin der Huf von Attilas
Pferd trat, da wuchs kein Gras mehr". So kam er durch das heutige Östreich und
Bayern, setzte über den Rhein, zerstörte Worms, Straßburg, Metz und drang bis an
die Loire vor. Furcht und Schrecken ging vor ihm her, so daß er vom Volke als
„Gottesgeißel" angesehen wurde.
4. Die Hunnenschlacht. In Frankreich stellte sich den Hunnen ein gewaltiges
Heer entgegen; es war ans Römern, Burgundern, Westgoten und Franken zusammen¬
gesetzt. An einem Herbsttage 451 kam es bei Chalons a. d. Marne zur Schlacht.
Vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauerte der Kampf; an 160 000 Leichen
bedeckten das Schlachtfeld. Attila wurde vollständig besiegt und zog sich nach Ungarn
zurück. Zwei Jahre darauf starb er. Nach seinem Tode zerfiel sein Reich, und die
Hunnen kehrten in die Steppen Asiens zurück. Europa war vor ihnen gerettet.
5. Das Hrankenreich (Llodwig). 500 n. Chr.
1. Gründung. Unter den neuen Reichen, die durch die Völkerwanderung
entstanden, wurde das Frankenreich bald das mächtigste. Es lag im nördlichen
Gallien und zu beiden Seiten des Niederrheins. Ursprünglich zerfielen die Franken
in viele einzelne Stämme mit eigenen Königen. Diese Stämme vereinigte der
Frankenkönig Chlodwig zu einem einzigen großen Reiche. Chlodwig war ursprüng¬
lich Heide, wurde aber später Christ. Über seine Bekehrung erzählt man: Einst zog
Chlodwig gegen seine räuberischen Nachbarn, die Alemannen, in den Krieg. Bei
Zülpich (zwischen Aachen und Bonn) kam es zur Schlacht. Schon neigte sich der
Sieg auf Seite der Alemannen. Da gedachte Chlodwig an den mächtigen Christen¬
gott, von dem ihm seine Gemahlin Chlothilde (eine Christin) erzählt hatte, und ries:
),Hilf mir, Jesus Christus! Ohnmächtig sind meine Götter. Wenn du mir in der
Not Leistehst, will ich an dich glauben." Bald darauf wandten sich die Alemannen
zur Flucht. Ihr König war gefallen, und Chlodwig verkündigte seiner Gemahlin den
Sieg mit den Worten: „Chlodwig hat die Alemannen, und Chlothilde den Chlodwig
besiegt." Dann ließ er sich vom Bischof Remigius unterrichten und empfing am
Weihnachtstage mit noch 3000 edlen Franken zu Reims die heilige Taufe. Von da
an breitete sich das Christentum im Frankenreiche schnell ans.
2- Lehuswesen. Als Chlodwig das Land der Alemannen und anderer Feinde
seines Reiches erobert hatte, nahm er die Ländereien ihrer Edelinge größtenteils als