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118. Die INaclit. 
Die Nacht ist die Verkünderin Gottes; denn sie deutet auf ihn, den 
Nimmermüden. — Es ist. Nacht! sagen wir, Nacht in der Schöpfung. 
Nun ruhen alle Wälder; es ruhen Stadt’ und Felder; es ruht die ganze 
Welt. — Aber verhält es sich so, wie es dem einfältig frommen Sinne 
in diesem Bilde deucht? Ist die Erde das Universum? Und schlummert 
auch in den Höhen das Leben ein, wenn es hier unten schlafen geht? 
Überdies, ruht denn die ganze Erde, wenn uns die Nacht greifst? Wan¬ 
dert nicht des Tages wohlthätige Herrin, die Sonne, wenn sie uns ver¬ 
lässt, den Bewohnern der entgegengesetzten Erdhälfte zu? Für wen ist 
Nacht, Staubgenossen? Für uns ist Nacht. Wir können einen Tag, der 
nimmer endet, noch nicht leben. 
Für Gott ist keine Nacht; denn auch Finsternis ist nicht finster bei 
ihm. Die Nacht leuchtet wie der Tag; Finsternis ist wie das Licht. 
Und was ist denn, wenn ihr wähnt, es ruhe alles auf der nachtumschat¬ 
teten Erde? Feiert nun die gesamte Thätigkeit? Werdet ihr nun 
keine Spur des Lebens gewahr? Hat er nun weggenommen seinen Odem 
und zurückgezogen seine Hand, der allwaltende Weltgeist? — Durch¬ 
wandert die Finsternis! Hört ihr die Gesänge und den Beigen? Es ist 
eine fröhliche Schar, die den Tanzsaal lieber hat als den Schlaf. 
Seht ihr den weitstrahlenden Kerzenschein? Er umglänzt eine festliche 
Tafel, die noch lange nicht aufgehoben sein wird. Bemerkt ihr das 
matte einsame Licht dort? Es leuchtet einem stillen Denker, der in 
Nachforschungen sich vertieft hat, einem fleifsigen Arbeiter, dem der 
Tag zu kurg ist für das lange Bedürfnis, einem armen Kranken, der die 
Stunden der Buhe unter folternden Schmerzen durchkämpfen muss. 
Gehet in einer Sommernacht über Feld! Hier zirpt eine Grille; da 
schlägt eine Wachtel; dort summt ein Käfer; da ruft es im Schilfrohre; 
hier rauscht ein Wild aus dem Dickicht; dort schallt es herüber wie 
Wächterhorn von den Hütten der Menschen; über euch hin schwirrt im 
ungewissen Fluge die Eule; und im Gebüsche flüstern auf euch nieder die 
Träume der schlafenden Vöglein. — Könntet ihr vollends sehen, was ihr 
nicht seht, und hören, was ihr nicht hört: wie würdet ihr das Klopfen, 
das Treiben, das Schaffen, das geheime Begen und Bewegen wahrnehmen 
in allen Teilen der Natur! Tretet hinaus in die Nachtluft! Der Wind 
haucht auch über schlummernde Fluren, und der Strom predigt im Mond¬ 
scheine wie im Mittagsglanze. 
Blicket empor in die Höhe! Die Sterne finden ihre Bahn gleich der 
Sonne und halten unverrückt ihre ewige Ordnung, wie die Feldblume 
ihre Zeit. —- Lauschet hinunter in die Tiefe! Während ihre Kinder 
schlafen, legt die Muttererde sie dichter an die nährende Brust, und 
frischeres Gedeihen steigt in die Pflanzen, „dass die Bäume des Herrn 
voll Saft stehen und das Land voll Früchte werde, die er schafft; dass 
das Gras wachse für das Vieh, und Saat zunutze dem Menschen, und der 
Wein erfreue des Menschen Herz, und das Brot des Menschen Herz
	        
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