Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen;
Und wie die Sinne langsam mir vergehen,
Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.
Im Morgengrauen kurz vor seinem letzten Kampf, schrieb er in sein
Taschenbuch das Lied: „Du Schwert an meiner Linken", in dem er
sich dem Schwert als seiner Braut vermählt, die er im Reigen schwingen
will, ungeduldig der Hochzeitsfeier sich entgegensehnend:
Der Hochzeitsmorgen graut.
Hurra, du Eisenbraut! Hurra! —
Und so ging er mit Hurra in den Soldatentod.
Ein Sänger und ein Held, sank er dahin, von Idealismus wie ein
Ma.r Piccolomini durchdrungen und von der Überzeugung durchglüht:
„Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles setzt an ihre Ehre."
Seine Dichtung und sein Leben sind das sprechendste Beispiel für den be¬
geisternden Einflutz, den Schillers ideale Schöpfungen und edle Gesinnung
auf die Jugend jener Zeit ausübten.
Ein Geistesverwandter Körners ist Mar von Schenkendorf,
am 11. Dezember 1783 in Tilsit geboren, 1817 als Regierungsrat in
Koblenz gestorben. Er ist viel zarter als Arndt, stiller als Körner. Wo
Arndt vor Zorn, Körner vor Begeisterung brannte, glühte er schwär¬
merisch. Mit tiefem Schmerz hatte er die Erniedrigung des Vater¬
landes erlebt, die Flucht des Königspaares mit eigenen Augen geschaut
und das Bittere, das darin lag, mitgefühlt. Als nun die Zeit der Rache
begann, litt es ihn nicht bei den Akten; obwohl seine rechte Hand infolge
eines Duellschusses gelähmt war, machte er den Krieg im Hauptquartier
mit und nahm an der Schlacht bei Leipzig teil. Seine Lieder begeisterten
die Kämpfer. Sie rühmen Schills Heldentaten, beklagen „die schöne
Königsrose", die so früh welken mutzte, den Tod Andreas Hofers und
Scharnhorsts und preisen die Stiftung des Eisernen Kreuzes und die
Errichtung des Landsturms. Ein Ton leiset Wehmut und zarter
Schwärmerei durchzieht seine Dichtungen. Gern lenkt er den Blick in sein
Inneres oder in die Vergangenheit, in die Heldenzeit des Mittelalters,
den Glanz der Hohenstaufen: wie ein Ritter dünkt er sich selbst, wenn
er in den Kampf zieht, und die Wiederkehr der alten Kaiserherrlichkeit
ist sein inniger Wunsch: