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an : > N’ayant pas pu mourir à la tête de mes troupes, je dépose
mon épée à Votre Majesté<*), alles weitere mir anheimstellend.
Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage
und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation
abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben
hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so
endigte dieser Akt. — Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und
gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache
kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße
überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, dir
überall die Volkshymne ansümmten. Es war ergreifend! Alles hatte
Lichter angezündet, sodaß man zeitweise in einer improvisierten Jllumi-
uation fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung
auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpfte.
Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über
die Kapitulationsverhaudlungen erhalte» hatte, die in Donchery stattfinden
sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr
früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung
zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalte», uud mir anzeigte, daß der
Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlafleu habe und auch nach Donchery gekommen
sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein
Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies zu unserer Begegnung.
Um 10 kam ich auf der Höhe vor Sedan an; um 12 Uhr erschienen
Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulationsurkunde; um
1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabs -
wache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir
entgegenkam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide
sehr bewegt über dieses Wiedersehen. — Was ich alles empfand, nachdem
ich vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte,
kann ich nicht beschreiben.
Nach dieser Begegnung beritt ich von */,3 bis 1/,8 die ganze
Armee vor Sedan. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen des
dezimierten Gardekorps, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben;
ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung.
Nun lebe wohl — mit bewegtem Herzen am Schluffe eines
solchen Briefes. Wilhelm."
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Bismarck schrieb am Tage nach der Schlacht an seine Gemahlin:
„Vendreffe, 3. September 1870.
Mein liebes Herz!
Vorgestern vor Tagesgrauen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehre
heute zurück und habe in der Zwischenzeit die große Schlacht von Sedan
*) „Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, an der Spitze meiner Truppen
zu sterben, so stelle ich Ew. Majestät meinen Degen zur Verfügung."
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