Full text: Das dritte Schuljahr

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haben. Die Vertreter der einen Anschauung wollen keinen Plan, sie 
nehmen ein Thema zur schriftlichen Bearbeitung, wie es sich so zu¬ 
fällig als Ergebnis irgend eines Unterrichtszweiges aufstellen läßt. Ist 
z. B. die Schlacht bei Leuthen in der Geschichte behandelt, so dient 
dieser Gegenstand als Aufsatzthema. Oder ist von Gold und Eisen in 
der Naturgeschichte gesprochen, so wird darüber geschrieben. Es sind 
mir von Schülern, die nach dem vorerwähnten Princip unterrichtet, 
Aufsätze vorgelegt, in welchen nach einem ausgeführten Sprichwort eine 
Divisionsanfgabe, — nach einer Charakteristik über den König aus dem 
Gedichte „Des Sängers Fluch" eine Rechiuing über gelieferte Schnh- 
macherarbeiten, — nach der Schilderung eines Gewitters eine Quittung 
über empfangene Fleischwaren folgte. — Der Aufsatz wird da nicht 
als ein selbständiger Unterrichtszweig angesehen, sondern als ein Wieder¬ 
holungsmittel irgend eines Unterrichtsobjektes betrachtet. 
Schon aus der äußeren Anlage derartiger Aufsatzsammlungen läßt 
sich erkennen, wie wirr und zerrissen die Sache traktiert wird. In diesem 
Sinne das Wesen der Konzentration wahren zu wollen, heißt den deutschen 
Aufsatz zur dienenden Magd anderer Uuterrichtsobjekte herabwürdigen. 
Die Vertreter der anderen Richtung verlangen einen Plan, der 
nach methodischen Grundsätzen die Sache und Form feststellt. Sie 
behaupten: der Aufsatz ist als selbständiger Unterrichtszweig zu be¬ 
handeln und zwar: 
1. darum, weil er wichtig genug ist, als selbständiger Unter¬ 
richtszweig zu gelten, 
2. aus methodischen Grundsätzen. 
Der Ansicht, den deutschen Aufsatz als selbständigen Unterrichts¬ 
zweig zu behandeln, schließe ich mich aus praktischer Erfahrung an. 
Die häufig mangelhaften Resultate im deutschen Aufsatz liegen nach 
meiner Ansicht einmal in der Unregelmäßigkeit der angefertigten Auf¬ 
sätze, sodann aber auch in der Nichtbefolgung eines bestimmten Stufen¬ 
ganges. Im Aufsatz hat unstreitig die methodische Grundregel: „Von: 
Leichten zum Schweren" erst recht Anwendung. Jede Stilgattung hat 
ihren eigenen Charakter; eine Beschreibung verlangt eine andere Dar¬ 
stellungsform als eine Vergleichung; die Vergleichung ist eine Doppel- 
beschreibung, sie folgt darum auf jene. Eine Erzählung ist in ihrer 
Wiedergabe leichter, als die Umformung der gebundenen Rede. Ab¬ 
handlungen und Charakterschilderungen sind nur für vorgeschrittene 
Schüler und bessere Schulverhältnisse. Eine Methode, ein Plan, liegt
	        
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