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Staubblätter. Koste den Blütenboden! Er schmeckt süß, denn er ist mit Honig über¬
zogen. Daher besuchen die Bienen die Kirschblüte gern. Durch das leuchtende Weiß der
Blüten, die im Frühlinge den Baum über und über bedecken, werden sie angelockt.
2. Wie die Kirsche entsteht. Wenn das Bienchen kommt, Honig zu naschen,
so setzt sich der Blütenstanb an den Härchen des Bienchens fest. Später wird er
an dem Stempel einer andern Blüte wieder abgestreift, der
ihn mit seiner klebrigen Narbe festhält. (Wenn man die Narbe
mit den Fingern drückt, bleibt die ganze Blüte daran hängen.)
Von hier aus wächst jedes Stäubchen in Form eines kleinen
Schlauches durch den Griffel in den Fruchtknoten. (S. Abb.!)
In diesem liegt eine Samenknospe. Sie schwillt jetzt an und
bildet sich mit ihrer Hülle zur Kirsche aus. — Von dem Steine
haben die Kirschen und Pflaumen den Namen „Steinfrucht"
erhalten. (S. 210.) Hüte dich, Kirschkerne zu verschlucken! Du d. gru(^ts
kannst davon sterben. knoten im
^ durchgeh 3. Kirschfliege. Nicht selten finden sich Maden in den schnw. "ver¬
schnitten. reifen Kirschen. Sie rühren von der Kirschfliege her, die ihre 0ro6t’rt'
Eier in die jungen Kirschen legt. Die Maden verpuppen sich in der Erde unter
dem Kirschbaume. Umgrabe den Baum und zerstampfe die Erde anfangs Mai,
ehe die Fliege auskriecht! (Über Kirschgummi s. S. 215!)
Kirsch¬
blüten.
13. Lnosprn.
1. Knospenbildung. Brich vor Entfaltung der Blüten und Blätter Zweiglein
von verschiedenen Bäumen! Deutlich noch siehst du die Narben, die die Blätter
hinterließen, als sie im vergangenen Herbste bei den rauhen Sturmwinden vom
Baume fielen. Über jeder Narbe aber hat sich schon im vorigen Spätsommer eine
Knospe gebildet, worin wohlverwahrt Blätter, Blüten oder Triebe des nächsten Jahres
schlummern. Braune, lederartige Schalen umschließen die zarten Gebilde so eng und
dicht, daß ihnen selbst die grimmigste Kälte nichts anhaben kann. Berühre die Knospen
mancher Bäume (z. B. die der Roßkastanie) im Frühjahre, wenn sie aufbrechen wollen,
mit dem Finger! Sie sind klebrig. Diese klebrige Masse ist ein harzartiger Stoff
und wird von kleinen Härchen (Drüsenhaaren) ausgeschieden. Sie dient dazu, die
Knospenschuppen noch fester miteinander zu verkleben und so das Eindringen der
Kälte und Feuchtigkeit um so mehr zu verhindern. Sobald der Saft im Frühjahre
in die Bäume steigt, gelangt er auch in die Knospen. Sie schwellen an, die Hülle
zerplatzt, und die jungen Blätter und Blüten dringen hervor. — Zuweilen aber
werden die zarten Sprossen durch Nachtfröste oder Raupen wieder vernichtet. Doch
auch in diesem Falle bleiben die Zweige meist nicht kahl. Unter der Rinde liegt nämlich
bei den Knospen der meisten Bäume (Ausnahme S. 186) noch eine „Schlasknospe"
verborgen, die sich nur dann entwickelt, wenn die Hauplknospe vernichtet worden ist.
2. Knospcnartcn. Manche Knospen bergen nur Blüten, andre nur Blätter
und noch andre Blüten und Blätter zugleich in sich. Wir unterscheiden demnach
Blütenknospen, Blattknospen und gemischte Knospen. Die Blütenknospen und be¬
sonders die gemischten Knospen sind dicker als die Blattknospen.
14. Oer Äpftlbaum.
1. Knospen und Bluten. Ein blühender Apfelbaum ist so recht geeignet,
unser Gemüt zu Gott emporzuziehen. „Mich", ruft der Baum in seiner Pracht,
„mich", ruft die Saat, „hat Gott gemacht! Gebt unserm Gott die Ehre!" So
lange die Blüten in den Knospen ruhen, sind sie von schuppenförmigen Hüll¬
blättchen gegen Kälte geschützt. Sobald sich die Knospen öffnen, fallen die Schuppen