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^ Kopulieren wählt man vorzugsweise junge Bäumchen. Meist nimmt
man es schon in der Baumschule vor. Im Frühjahre durchschneidet
man die Stämmchen in schräger Richtung und setzt auf die Schnitt¬
fläche ein ebenfalls schräg geschnittenes, genau passendes edles Reis.
Dann bindet mau beide Teile mit Lindenbast zusammen und be¬
streicht den Verband mit Baumwachs, um der Luft den Zutritt zu
verhindern. Nach 3—6 Wochen sind meistens beide Teile verwachsen.
2. Das Pfropfen geschieht gewöhnlich ebenfalls im Frühjahre.
Mau unterscheidet das Pfropfen in den Spalt und das Pfropfen in
die Rinde. Das Pfropfen in den Spalt wendet man bei härtern
Stämmen oder deren Zweigen an. Alan setzt dabei das keilförmig
zugespitzte Ende des Edelreises so in den Spalt, daß an der einen
Seite Rinde auf Rinde paßt. Das Pfropfen in die Rinde wendet
man in der Regel bei jungen Bäumen an, da das Pfropfen in
den Spalt leicht kranke Stämme erzeugt. Bei dieser Psropfweise
wird das Edelreis unter dem untersten Auge mit einem Quer¬
schnitte versehen und von hier aus schräg zugespitzt. Dann schiebt
man das zugespitzte Ende des Reises behutsam zwischen Rinde
und Holz des wagerecht abgeschnittenen Wildlings und legt einen
Pfropfen Verband von Baumwachs um die Schnittflächen. (Eine dritte
in den Spalt. ^ der Veredelung ist das Okulieren, S. 197.)
16. 8er Star.
1. Ankunft. Aussehen. Ein häufiger Gast im Garten ist der Star. Im
Starkasten hoch oben im Birnbäume hat er sein Nest. Schon Ende Februar kehrt
er aus der Fremde zurück. In der Regel geht er dahin, wo er seine Brutstätte
im vorigen Jahre gehabt, oder wo er seine Kindheit verlebt hat. Sein schwarzes
Gefieder erglänzt metallisch grün und violett. Im Herbste, nach der Mauserung
erhält er ein dichteres Winterkleid, indem sich die Federn verlängern und weiße
Spitzen erhalten. Im Frühlinge fallen die Spitzen wieder ab.
2. Nest. Sein Nest baut der Star gern in Höhlungen alter Laubwaldbäume.
Diese haut der Mensch aber jetzt vielfach ab. Darum sorge für Starkasten! Darin
siedelt sich der Star auch gern an (jedoch nur dann, wenn das Flugloch nach Osten
gerichtet ist). Vorsichtig naht er sich seinem Häuslein. Er kennt es noch vom
vorigen Jahre her. Jetzt huscht er ins Loch hinein. Oben aber auf dem Wipfel
sitzt das Weibchen. Freudestrahlend erscheint das
Männchen wieder und schlägt mit den Flügeln. Alles
ist in schönster Ordnung. Zuweilen aber giebt es
heiße Kämpfe mit dem Sperlinge, der im Winter
von dem Häuschen Besitz genommen hat. Ein langer
Strohhalm, der vom Kasten herabhängt, ist sein
Wappen. Der Star aber dringt ungestüm auf den
frechen Burschen ein, setzt ihm den Schnabel auf die
Brust und wirft ihn zum Hause hinaus. Nun geht
es ans Nestbauen, und in einigen Wochen piepen
schon die Jungen im Kasten. Ist die erste Brut
„flügge" geworden, dann findet nur eine kurze
Pause statt, und es beginnt die zweite Brut.
3. Was ein Starnest wert ist. In einem Star¬
neste sitzen meist 5 Junge. Jedes Junge braucht täglich
im Durchschnitt 50 Raupen (Schnecken oder Enger- Der Star.