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B. Praktischer Teil. 
Else hieß, gab ihm die Hand und sagte: „Seid willkommen und ruht euch 
aus. Ich will euch auch zu essen geben. Wir haben freilief) nicht viel, aber 
was wir haben, geben wir dir gern!" Dann setzte sie einen Topf Kartoffeln 
aufs Feuer. Derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein bischen 
Milch dazu hätten. 
4. Wie der liebe Gott bei den armen Leuten aß und schlief! 
Als Else den Tisch mit einem reinen Tuche gedeckt, und Kartoffeln, 
Brot und Milch aufgetragen hatte, setzten sich alle drei hin und aßen. 
Dies einfache Abendessen schmeckte dem lieben Gott recht gut, denn er 
wußte, daß es die armen Leute ihm gern gaben. Ein Weilchen saßen 
sie noch beieinander und der liebe Gott erzählte von seiner Wanderschaft. 
Als es Schlafenszeit war, mußte sich der liebe Gott in das Bett legen. 
Der arme Mann und seine Frau aber legten sich aufs Stroh; denn sie 
hatten nur ein einziges Bett. Am andern Morgen standen die Armen auf 
ehe es Tag war und kochten dem Fremden ein Frühstück. 
5. Wie der liebe Gott von den armen Leuten Abschied nahm! 
Als die Sonne durchs Fenster schien, wachte der liebe Gott auf, aß 
das Frühstück, bedankte sich und wollte fortgehen. Als er aber in der Tür 
stand, drehte er sich noch einmal um und sagte: „Weil ihr so mitleidig 
und fromm seid, könnt ihr euch dreierlei wünschen, ich will es erfüllen." 
Da sagte die Frau: „Ich wünsche uns Gesundheit, so lange wir leben!" 
Der Mann sprach: „Und ich wünsche uns die ewige Seligkeit, wenn wir 
gestorben sind! Weiter weiß ich nichts zu wünschen!" Der Fremde sagte: 
„Das sollt ihr beides haben. Aber möchtet ihr nicht noch ein neues, schönes 
Haus haben?" Da antwortete der Mann: „O ja, wenn ich das noch erhalten 
könnte, wäre ich froh." Da gaben sie dem fremden Wanderer die Hand zum 
Abschied und als sie sich umdrehten und wieder in ihr Haus gehen wollten, 
da stand nicht mehr eine kleine Hütte, sondern ein großes, schönes Haus da. 
6. Warum sich der Reiche an diesem Morgen sehr ärgerte! 
Als es schon heller Tag war, stand der Reiche auf und sah zum 
Fenster hinaus. Da sah er gegenüber ein großes, schönes Haus, wo gestern 
noch eine alte Hütte gestanden hatte. Da sagte er zu seiner Frau: „Lauf 
schnell hinüber und frage die Leute, wie das gekommen ist!" Die Frau gmg 
hinüber und die armen Leute erzählten ihr: „Gestern abend kam ein Fremder 
zu uns und bat um ein Nachtlager. Wir haben ihn aufgenommen, und 
ihm zu essen gegeben. Als er heute früh Abschied nahm, durften wir uns 
dreierlei wünschen und alle drei Wünsche hat er uns erfüllt, nämlich, Ge¬ 
sundheit, so lange wir leben, die ewige Seligkeit, wenn wir sterben und 
ein neues Haus!" Als das die Frau des Reichen gehört hatte, lief sie 
eilig zurück und erzählte es ihrem Manne. Da sprach der Reiche: „Ich 
möchte mich zerreißen und zerschlagen. Hätte ich das nur gewußt. Der 
Fremde ist auch bei mir gewesen, ich habe ihn aber nicht aufgenommen!" 
Da sagte die Frau: „Setze dich schnell auf dein Pferd, so kannst du den 
Mann einholen und dir auch dreierlei wünschen!" 
7. Wie der Reiche den lieben Gott einholte! 
Bald hatte der Reiche den Fremden eingeholt und sprach zu ihm: 
„Nehmt es nicht übel, daß ich euch gestern abend nicht gleich aufgenommen
	        
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