Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

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Deutsch. 
(sch, sz re.) reißt man nicht anseinander, sondern spricht die einzelnen 
Teile ziemlich rasch nacheinander aus. 
Bei den Wörtern, die rein phonetisch geschrieben werden, genügt 
dem Kinde die klare Aussprache, um das Wort in allen seinen Teilen 
zu erfassen. Das ist nicht der Fall, wo Aussprache und Schreibweise 
sich nicht decken. Hier wäre es widersinnig, von den Kindern zu 
verlangen, daß sie Wörter schreiben sollen, die sie nie gesehen haben. 
Das Wort „bieten" kann das Kind durch das Gehör allein nicht auf¬ 
fassen, hier muß unbedingt das Auge mithelfen. Zum Buchstabieren 
solcher Wörter, deren Schreibweise verschieden ist von der Aussprache, 
wähle man also nur solche, die das Kind schon kennt. 
3. Abschreiben. Während die Kinder im ersten Schuljahre haupt¬ 
sächlich Wörter geschrieben haben, gehe man jetzt dazu über, sie mehr 
zum Abschreiben ganzer Sätze oder Satzteile anzuhalten. Es ist 
unter keinen Umständen zu dulden, daß sie während des Abschreibens 
aus dem Buche mit dem Zeigefinger der linken Hand auf das Wort 
zeigen. Dadurch wird es ihnen, abgesehen davon, daß hierbei die 
Haltung immer eine schlechte ist, nicht möglich, das Wortbild mit 
dem ersten Blick zu erfassen. Die Kinder sind anzuhalten, jedesmal, 
nachdem sie einen Satzteil angeschaut haben, das Blatt herumzudrehen. 
Hat der Lehrer nur einen Jahrgang zu unterrichten, so geschieht das 
Herumdrehen auf Kommando; sind mehrere Jahrgänge in einer Klasse 
oder gar in der einklassigen Schule, so ist ebenso strenge darauf zu 
achten, daß das Umblättern nicht unterbleibt. Während der Lehrer 
mit einer anderen Abteilung mündlich beschäftigt ist, kann er die 
Aufsicht doch leicht führen, weil ja die Anzahl der schreibenden Kinder 
geringer ist. Aber nicht nur das Abschreiben aus dem Buche 
halte ich für wichtig, sondern ebenso wichtig ist wohl das Ab- 
schreiben dessen, was der Lehrer an die Holztafel ge¬ 
schrieben hat. Dieses Abschreiben (und Lesen) der Schreibschrift 
ist von großer Wichtigkeit, und zwar: 
a) Das Bild prägt sich besser ein und haftet in dieser einen Form 
viel fester, als wenn es, wie beim Abschreiben der Druckschrift, erst 
umgeändert wird. Nicht selten kann man hören, daß Erwachsene sagen: 
Wenn ich nickt weiß, ob ich ein Wort so oder so schreibe, dann schreibe 
ich es mir in verschiedener Weise hin, und ich erkenne das richtige 
Wortbild sofort. Auch noch eine andere Beobachtung legt mir die 
Wichtigkeit des Abschreibens der Schreibschrift nahe. Wenn ein Knabe, 
der in der Orthographie sehr unsicher ist, nach der Entlassung aus 
der Schule in einem kaufmännischen Bureau Anstellung findet und 
in der ersten Zeit nichts zu tun hat als Briefe abzuschreiben, so
	        
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