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Der Zweck der Auslandschiffe im Kriege ist, ganz allgemein gesprochen:
dem feinde so stark und so viel wie möglich zu schaden, wie und wo es auch
immer sei. Großbritannien, dessen Leben und Ernährung von seiner über¬
seeischen Zufuhr abhängt, fügen deutsche Auslandkreuzer den empfind¬
lichsten Schaden zu, wenn sie möglichst viele britische Handelsschiffe ver¬
senken. Solange sie es können, müssen sie überlegenen feindlichen Streit¬
kräften ausweichen, besonders wenn sie allein sind, sonst aber, wie Admiral
Graf Spee mit seinem Geschwader, den Feind schlagen, wo sie ihn finden.
Bietet sich Gelegenheit, feindliche träfen und Festungen zu beschieße?:, so
wird dies natürlich nicht versäumt. Die englischen Auslandkreuzer habe?:
die Zeit des Krieges dazu benutzt, alle deutsche?: bjandelsdampfer auf den
Ozeanen abzufange?: und die deutschen Kreuzer zu verfolgen.
Nach alle?n diesen: ist klar, wie ei?: Auslandkreuzer beschaffe?: sein muß,
wen?: er den Anforderungen dieses Dienstes in Krieg und Frieden ent¬
sprechen soll: hohe Geschwindigkeit, großer Kohlenvorrat, gute Seefähig¬
keit, eine kräftige Bewaffnung und gute Unterbringungsgelegenheit für die
Mannschaften, besonders in heißen Gegenden.
statte der Friede nocb fünf Jahre gedauert, so würde die deutsche Aus¬
landsflotte wesentlich stärker gewesen sein, und vielleicht hätten wir dann
auch noch über mehr Stützpu?:kte in u?:ser?n überseeischen Besitz verfügt.
So wie die Dinge aber bei Ausbruch des Krieges lagen und jetzt liegen,
können die wenigen deutschen Auslandkreuzer nur ihre Pflicht bis zu?n
äußersten tun, ob ihnen ?:un Erfolg beschieden ist oder nicht.
wir sprachen schon ?nehrfach von dem ei?:zigen befestigten deutschen Stütz¬
punkt im Auslande, voi: Kiautschou. Im Winter ^897 schloß das Deutsche
Reich einen Pachtvertrag mit der chinesischen Regierung. Diesem vertrage zu¬
folge pachtete das Deutsche Reich die Bucht vo?:Kiautschou mit einem kleinen
Stück Hinterland für einen Zeitraum von 99 Jahren. Das Deutsche Reich
erhielt alle Rechte des Eigentümers, insbesondere auch das der Befestigung.
Im Laufe der vergangenen siebzehn Jahre verstand es die deutsche Marine¬
verwaltung, der Kiautschou unterstellt worden war, aus der öden Bucht
den besten bjafen vo?: Ehina zu machen. Kiautschou ?nit dem bjafen Tsingtau
wurde zur Eingangspforte für deutschen Handel, deutsche Kultur und für
wirtschaftlichen deutschen Einfluß in Ehina. Feindliche Absichten gegen
Ehina hat Deutschland nie verfolgt. Kiautschou sollte immer nur ein Handels¬
platz bleiben und da?nit auch Ehina immer mehr bereichern. Die andern
Mächte natürlich, besonders Großbritannien und Japan, sahen mit wachsender
Eifersucht auf den blühenden deutschen jAatz im fernen Osten, ganz besonders,
nachden: er den Eisenbahnanschluß an das Innere des Ehinesischen Reiches
erlangt und man auf dem Kiautschougebiet Eisenerze und Kohlen in vor¬
züglichster Oualität gefunden hatte und zu fördern begann. Dazu kam die
Uandelseifersucht in bezug auf Ehina. Sobald nu?: der Krieg da war,
machten Großbrita?:nien und Japan ?niteinander ab: Kiautschou müsse
dem Deutschen Reiche geraubt werden. England würde sich damit des
deutschen bjandelskonkurrenten i??: fer?:e?: Osten entledigen, Japan eben¬
falls, außerdem würde Japan sicher Kiautschou ?:ehmen. So warf sich denn