4 Das deutsche Ostafrika.
liegen die Verhältnisse in Ostafrika überaus günstig. Gewiß kann
auch das Laienauge ein Land ans seine Fruchtbarkeit, auf die Kraft
seines Bodens hin beurteilen nach dem Wachstum, welches sich auf
seiner Oberfläche entfaltet, und so stimmen denn die Berichte unserer
Beamten sehr genau überein mit Allem, was die Reisenden vieler
Länder in jenen Gegenden beobachtet haben und wonach die deutschen
Besitzungen Uhehe, Usaramo, der größte Teil Usagaras, Nguru,
Usambara, das Kilima-Ndjarogebiet und das ganze Land bis
hinauf zum Tana die fruchtbarsten, gesegnetsten Gelände in Ostafrika
darstellen.
Äußerst vorteilhaft vollzieht sich der geographische Aufbau des
Landes. Die afrikanische Küste ist ja überall auf dem ganzen Kon-
tinent eine wenig gegliederte, arm an Häfen; hier aber, die deutschen
Gebieten entlang, erreicht sie jedenfalls eine relativ große Mannig-
faltigkeit. Auf der verhältnismäßig kurzen Strecke von Korunna bis
zum Taua haben wir etwa 6 bis 7 brauchbare, wenn auch kleine
Häfen und mehrere geschützte Rheden. Von der Küste landeinwärts
erhebt sich das Land ziemlich regelmäßig in Terrassenform: die erste
sich zum Gebirge von durchschnittlich 5—6000 Fuß erhebende,
welche sich etwa bis zu zehn Tagereisen ins Innere erstreckt, ist auf
eine bedeutende Entfernung von der Küste noch den Wirkungen des
Seeklimas ausgesetzt; es folgt die Steppe, jene weite wenig frucht-
bare Ebene, deren Ausläufer im Süden die Mahala in Usagara ist,
und welche sich im Norden bis an den Tana erstreckt; sodann jene
Hochgebirgszüge, die in ihren beiden höchsten Erhebungen, dem Kenia
und Kilima-Ndjaro die gigantische Höhe von etwa 20 000 Fuß
erreichen und mit ewigem Schnee bedeckt find.
Hinter diesen Gebirgen endlich lagert sich die 5—6000 Fuß hohe
fruchtbare Ebene, welche ihren Abschluß in der Kette der mächtigen
centralafrikanifchen Seen findet. Und alle diese Gebiete werden noch
von einem gegliederten Flnßnetz durchzogen. Wenn auch die Mehr-
zahl dieser Flüffe und Flüßchen vorläufig nur aus verhältnismäßig
kurze Strecken schiffbar ist, so ist doch ihre Bedeutung für das Land
darum eine kaum minder große zu nennen, denn in ihnen sind,
deutlich erkennbar, die Bedingungen sür die Möglichkeit einer in Zu-
kunst durchzuführenden Be- und Entwässerung weiter Gebiete ge-
geben. Schon jetzt, obschon die vom Neger geübte Kultur eine
solche kaum zu nennen ist, ist ein gewisses Kanalsystem über weite
Landstrecken verzweigt (so in Taweta, Dschagga, Usambara, Nguru