Full text: Die außereuropäischen Erdteile (Teil 4)

Nordafrika. 35 
die Niederschläge ab und in der gleichen Richtung ändert sich auch der Pflanzen- 
wuchs. Während die Küste noch alle Formen der Mittelmeerflora aufweist: 
Ölbaum, Johannisbrot, Mandel-, Orangen- und Zitronenbäume, von Getreide 
hauptsächlich Weizen und Mais, ist das innere Hochland teils pflanzenlos teils 
hat es den Charakter der Steppe. Klima und Pflanzenkleid der Atlasländer 
find vorwiegend mittelmeerisch. 
Was die Tierwelt betrifft, so ist Nordafrika der Winteraufenthalt unserer 
Zugvögel; Damhirsch und Muflon sind den europäischen wie nordafrikanischen 
Gestaden gemein. Zu den europäischen Formen gesellen sich hier auch echt afri- 
kanische: der Löwe der Berberei, die Hyäne, der Schakal, ferner viele Antilopen- 
arten und zahllose Sumpfvögel. Die Tierwelt zeigt eine Mischung europäischer 
und afrikanischer Formen. 
Bevölkerung. Die älteste Bevölkerung, die Berbern, gehören dem 
hamitischen Stamme an. Im 7. Jahrhundert sind dann die semitischen Araber 
eingedrungen und haben eine blühende Kultur vernichtet. Seit dieser Zeit ist in 
ganz Nordafrika die herrschende Sprache die arabische, der herrschende Glaube 
der Islam. Die Atlasländer sind auch ein Gebiet starker Völkermischung. Sie 
tragen mit Ausnahme von Algerien und Tunis das Gepräge einer verfallenen Kultur. 
Ackerbau und Handel sind zurückgegangen, soweit nicht europäische Kolonisation 
sie wiederbelebt hat. 
Die Staaten des Atlasgebietes sind: 
1. Marokko, infolge feiner Ecklage und des Reichtums an inneren Hilfsquellen 
das wichtigste der drei Atlasländer; zurzeit liegt indes das Reich, da es völlig despotisch 
regiert wird, noch sehr darnieder (440000 qkm, 8 Mill. Einw.). Am Fuße des 
Hohen Atlas Marokko (Marräkefch), 50000 Einw., die Residenz. Nö. von Marokko 
Fez (fes), 150000 Einw., die größte Stadt Marokkos und wichtigster Jndustrieplatz. 
Nach dieser Stadt sind die roten Mützen der Orientalen benannt. An der Straße 
von Gibraltar: Tanger Haupthandelshafen und Sitz der europäischen Konsuln. 
2. Algerien ist Frankreichs blühendste Kolonie (900000 qkm — fast 3 mal 
Preußen, 5 Mill. Einw.) — Am Meere Algier, Hauptstadt, 150000 Einw., und 
Oran, 100000 Einw. — Landeinwärts Konstantine. Seit das Land französisch 
geworden, ist sehr viel für dessen wirtschaftliche Entwicklung geschehen. — Ausgeführt 
werden besonders Frühgemüse, Wein, Halfa und Kork. 
3. Tunis, ein von einem Bey (— Fürst) regierter französischer Schutzstaat 
(2 Mill. Einw.). Einst wegen seines Getreidereichtums eine der wertvollsten Pro- 
vinzen des römischen Reiches, war es bis in die jüngste Zeit wirtschaftlich bedeutungslos. 
Neuestens aber beginnt das Land — dank der französischen Schutzherrschaft — sich 
wieder zu erholen. Schon jetzt liefert es reichlich Phosphate, Ol und Datteln. — 
Hauptstadt Tunis, 200000 Einw. — Nö. die Ruinen von Karthago. 
4. Die Türkische Provinz Tripoli. Östlich von den Atlasländern stößt das 
afrikanische Tafelland unmittelbar an die Mittelmeerküste und erreicht im Plateau 
Don Barka eine Höhe von 600 m. Der vom spärlichen Winterregen benetzte Küsten- 
strich besitzt noch Anbau, streckenweise aber tritt die Wüste hart ans Meer heran. 
An der Küste liegt Tripoli, Hauptstadt und Ausgangspunkt der Karawanen- 
straßen, die über Mursuk, die Hauptstadt der dattelreichen Oasenlandschaft Fessan, 
Aach dem Sudan führen.
	        
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