Full text: [Obere Lehrstufe] (Obere Lehrstufe)

XIV. Hymne. 
413 
Die Zukunft bricht; es öffnen sich die 
Schleusen. 
Und unaufhaltsam strömt das Wort, 
Bald Heroldsrus und bald im flehend 
leisen 
Geflüster fort. 
6. O Licht, o Tröster, bist du, ach! 
Nur jener Zeit, nur jener Schar ver¬ 
kündet? 
Nicht uns, nicht überall, wo wach 
Und Trostes baar sich eine Seele fin¬ 
det? 
Ich schmachte in der schwülen Nacht; 
O leuchte, eh das Auge ganz erblin¬ 
det; 
Es weint und wacht1)! 
Annette von Dr o st e - H ü l s h o sf. 
239. Pfingstgesang 
1. Du schwebtest, Geist des Herrn, 
Im Anfang auf den Tiefen 2) ; 
Dein Wehen war nicht fern, 
Als Gottes Stimmen riefen 3). 
Da strahlte Morgenroth 
Der Erd ins Angesicht 4 *), 
Und Leben ward aus Tod, 
Aus Dunkel Sonnenlicht. 
2. Noch schwebst du, Geist des Herrn, 
Still über Menschenseelen! 
Da führt ein Morgenstern 
Bald Tag herauf, den hellen s). 
Und Gottes Stimme ruft: 
Dein Odem wittert sich 6), 
Und bläset Lebenslust 
Durchs Herz allmächtiglich 7 *). 
I. B. v. Albertini. 
XIV. 
H y m it e. 
. 240. Dem Erlöser. (.1750 ) 
(Versmaß §. 85.) 
1. Der Seraph stammelt ^), und die Unendlichkeit 
Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach 
Dein hohes Lob, o Sohn 9)! Wer bin ich, 
Daß ich mich auch in die Jubel dränge^)? 
1) Der Tröster ist auch uns uahe, weuu wir mit der Gesinnung der Apostel um ihn bitten und 
ihn erwarten. — 2) „Die Erde war wüste und leer, Finsterniß über dem Abgrund und der Geist 
Gottes schwebte über den Wassern." 1. Mos. 1, 2. — 3) An den verschiedenen Schöpfungßtagen. — 
4) Für Oberfläche der Erde kommt Antlitz der Erde früher häufig (auch in Klopstocks M. 4, 58. 
5, 291), selten Angesicht vor. — 5) Gewöhnlicher wäre den Tag, den Hellen. Schulgr. 
8. 374, 12. 13. Kl. Gr. §• 220. — 6) D. i. läßt sich empfinden, wahrnehmen, regt sich, wie 
Opitz sagt: „Nur ein kleiner rauher Wind sich zu wittern jetzt beginnt." — 7) In der 1. Str. 
sehen wir den Geist des Herrn bei der Schöpfung der Welt. In der 2. Str. zeigt uns der Dichter 
das fortdauernde Wirken des hl. Geistes, der über den Menschen schwebt und besonders am Pfiugst- 
feste uns zuruft: Der hl. Geist regt sich, er haucht mit Allmacht fromme Lebenslust in jedes 
Herz. — 8) In Demuth. Vgl. Messias 1, 2 f. 15 s. — 9) Sohn Gottes. — 10) „Der Seraph 
kann dein Lob nur stammeln, und die ganze Schöpfung bebt es nur nach; begreifen kann dich 
niemand; wie darf ich es also wagen, mich in diesen Jubel (der Ehöre der Engel) zu drängen und 
die Geheimnisse Gottes zu singen?" Götzinger.
	        
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