XIV. Hymne.
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Die Zukunft bricht; es öffnen sich die
Schleusen.
Und unaufhaltsam strömt das Wort,
Bald Heroldsrus und bald im flehend
leisen
Geflüster fort.
6. O Licht, o Tröster, bist du, ach!
Nur jener Zeit, nur jener Schar ver¬
kündet?
Nicht uns, nicht überall, wo wach
Und Trostes baar sich eine Seele fin¬
det?
Ich schmachte in der schwülen Nacht;
O leuchte, eh das Auge ganz erblin¬
det;
Es weint und wacht1)!
Annette von Dr o st e - H ü l s h o sf.
239. Pfingstgesang
1. Du schwebtest, Geist des Herrn,
Im Anfang auf den Tiefen 2) ;
Dein Wehen war nicht fern,
Als Gottes Stimmen riefen 3).
Da strahlte Morgenroth
Der Erd ins Angesicht 4 *),
Und Leben ward aus Tod,
Aus Dunkel Sonnenlicht.
2. Noch schwebst du, Geist des Herrn,
Still über Menschenseelen!
Da führt ein Morgenstern
Bald Tag herauf, den hellen s).
Und Gottes Stimme ruft:
Dein Odem wittert sich 6),
Und bläset Lebenslust
Durchs Herz allmächtiglich 7 *).
I. B. v. Albertini.
XIV.
H y m it e.
. 240. Dem Erlöser. (.1750 )
(Versmaß §. 85.)
1. Der Seraph stammelt ^), und die Unendlichkeit
Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach
Dein hohes Lob, o Sohn 9)! Wer bin ich,
Daß ich mich auch in die Jubel dränge^)?
1) Der Tröster ist auch uns uahe, weuu wir mit der Gesinnung der Apostel um ihn bitten und
ihn erwarten. — 2) „Die Erde war wüste und leer, Finsterniß über dem Abgrund und der Geist
Gottes schwebte über den Wassern." 1. Mos. 1, 2. — 3) An den verschiedenen Schöpfungßtagen. —
4) Für Oberfläche der Erde kommt Antlitz der Erde früher häufig (auch in Klopstocks M. 4, 58.
5, 291), selten Angesicht vor. — 5) Gewöhnlicher wäre den Tag, den Hellen. Schulgr.
8. 374, 12. 13. Kl. Gr. §• 220. — 6) D. i. läßt sich empfinden, wahrnehmen, regt sich, wie
Opitz sagt: „Nur ein kleiner rauher Wind sich zu wittern jetzt beginnt." — 7) In der 1. Str.
sehen wir den Geist des Herrn bei der Schöpfung der Welt. In der 2. Str. zeigt uns der Dichter
das fortdauernde Wirken des hl. Geistes, der über den Menschen schwebt und besonders am Pfiugst-
feste uns zuruft: Der hl. Geist regt sich, er haucht mit Allmacht fromme Lebenslust in jedes
Herz. — 8) In Demuth. Vgl. Messias 1, 2 f. 15 s. — 9) Sohn Gottes. — 10) „Der Seraph
kann dein Lob nur stammeln, und die ganze Schöpfung bebt es nur nach; begreifen kann dich
niemand; wie darf ich es also wagen, mich in diesen Jubel (der Ehöre der Engel) zu drängen und
die Geheimnisse Gottes zu singen?" Götzinger.