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Heimatkunst und Dorfgeschichte. 
Auf Ritterschädel mit wuchtigen Hieben 
hat er die deutsche Bauernschrift geschrieben. 
Die konnte man lesen! — Und spürte sie wer, 
20 der hatte keine Wünsche mehr. 
Schwarz reckte von droben die Nacht sich herab, 
Kord Feile wischte den Schweiß sich ab; 
um ihn der Sterbenden Beten und Fluchen. 
Er aber ging seinen Jüngsten suchen. 
25 Und als er ihn auf den Schoß genommen, 
es ist ihm Blut ins Auge gekommen. 
Am liebsten hätt' er mit wuchtigen Hieben 
gleich jetzt noch der Ritter ein Dutzend beschrieben. — 
Das ist weitab aus den Marschen geschehn, 
wo die Winde kräftig vom Meere wehn. 
Des soll noch heut ein Gedenken bleiben, 
wie deutsche Bauern die Antwort schreiben. 
Und ob dich Kaiser und Reich verläßt, 
du deutscher Bauer, — steh fest, steh fest! 
25 In Schutz und Trutz alleweg bereit: 
das walte Gott jetzt und in Ewigkeit! 
III. Die epische Kunst. 
A. Keiuialkunst und Dorfgeschichte. 
1. Ludwig Anzengruber (1830—1888). 
2. Peter Rosegger. 
5 Geb 1843 in Krieglach (Steiermark), Schneiderlehrling, erregte durch Gedichte die Auf¬ 
merksamkeit literarischer Kreise, die ihm das Studieren ermöglichten. Lebt abwechselnd 
in Graz und Krieglach. 
Aus den „Schriften des Waldschulmeisters". 1875. 
Von einem sterbenden Waldsohne, 
io Im Winter 1831. 
Wer hätte das vor Zeiten von dem Einsiedler im Felsentale gedacht! 
Die Tatlosigkeit nach dem bewegten Leben, die Abgeschiedenheit von den 
Menschen hätte ihn zum Narren machen können! 
Es ist wunderbar gekommen. Nur die großen Sorgen und kleinen 
i5 Leiden eines Waldpfarrers, nur der einförmige und doch so vielseitige und 
vielbedeutende Zustand einer Waldgemeinde in der Ursprünglichkeit und 
Abgeschlossenheit ist das Rechte für ihn, das ihn gerettet hat. 
Nun hat er sich hineingelebt in die Verhältnisse, kennt jedes seiner 
Pfarrkinder inwendig wie auswendig und leitet es mit seinen Beispielen. 
20 Es wütet jetzt eine böse Seuche in den Winkelwäldern; es wird uns 
der Friedhof zu klein, und wir können schier die Totengräber nicht auf¬ 
treiben; die kräftigsten Männer liegen auf dem Krankenbette.
	        
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