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schick, den Kampf mit Ferdinand kl. und der L!»
gue unter dem tüchtigen Baiernherzog Maximilian
begonnen. In Preußen, der einzigen Provinz, de¬
ren Entfernung vom Kriegsschauplatz einen ruhigen
Besitz versprach, standen dem Kurfürsten der König
von Polen, seine Stande und die eigne dem refor-
Wirten Sohne widerwärtige Mutter mit feindseli«
gen Umtrieben entgegen. v
Dreß alles, — nur ein Anfang von dem, was
später über die brandcnburg - preußischen Staaten
hereinbrach, — war mehr als hinreichend, um deS
Kurfürsten Gemüth bei seinem Regierungsantritte
mit Zagen zu erfüllen. Doch mit Blitzesschnelle
wuchs das Unheil, Die Niederlage am weißen
Berge bei Prag raubte Friedrich V. die kaum 37
empfangene Krone und seine Erblande; der Unglück« lGi®
Uche Fürst suchte einen Zufluchtort in den Staaten seines
Schwagers. Ungern nahm der Kurfürst ihn auf:
sein Fall war ein zu schlagendes Beispiel für einen
Fürsten untergeordnetes Ranges; — doch folgte er
dem Gebote der Menschlichkeit, und gewährte dem
Flüchtigen eine Freistatt, anfangs in Küstnn, später
in der Hauptstadt. Folge davon war des Kaiser-
Feindschaft.
Im Uebermuthe deS leicht gewonnenen Siegs,
Schirmherr des Katholicismus und der Reichsfrei-
heit feindlich gesinnt, achtete dieser, — gleichsam um
zu versuchen, was er den Reicksfürsten bieten könne, — 1611
den Kurfürsten von -.der Pfalz und gab die erledigte
Kur an Baiern, trotz der Einsage Brandenburgs *6*;
und der übrigen evangelischen Reichsfürsten. Um dem
Kurfürsten Georg Wilhelm seine Macht noch här¬
ter fühlen zu lassen, nahm er dem Markgrafen Jo¬
hann Georg von Jagerndorf dieß Fürstenthum,
übertrug dasselbe dem neuen Fürstenhause Lich Leit¬
stern zu Lehn, und krankte dadurch, so wie später durch
die Aechtung des Markgrafen Ehristian Wilhelm, »8rz
Admiviiirators zu Magdeburg, die guten Rechte deS
brandenburgifchen Kurhauses.
Allem diesem setzte der Kurfürst, dem es an Geld-
und Wehrmitteln fehlte, nichts aiS Einreden ent¬
gegen und eine strenge Neutralität, die freilich ss