Die Nachbarländer des Großherzogthums Baden. 297
begrub sie in seine Brust, und zog dieselben in seinem Falle mit sich auf
den Boden. Ueber ihn stürmten die Eidgenossen fest angeschlossen durch die
Lücke der eisernen Mauer, und brachen von beiden Seiten in die Reihen der
Ritter ein. Die Ritter preßten überrascht die Reihen zusammen, um die Lücke
wieder zu schließen, wobei durch Schrecken, Eile, Nothund Hitze viele Herren in
ihren Harnischen unverwundet erstickten. Helme und Schienen wurden zerschmet¬
tert von den kräftigen Schlägen der Morgensterne und Aerte. Da wurden
viele funkelnden Panzer blutroth. 3 Mahl sank das Hauptbanner von Oesterreich
aus sterbenden Händen; 3 Mahl ward es wieder über den Scharen erhoben,
von Blut gefärbt. Erschlagen lag mancher Herr und Graf. Als Viele den
Herzog umringten, und ihm um sein Leben anlagen, sprach er: „Es ist sv
mancher Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen; ich will mit ihnen
ehrlich sterben," — verbarg sich seinen Freunden, und stürzte in die feindlichen
Haufen. Er fiel; ein unansehnlicher Mann aus dem Lande Schwpz erschlug
ihn. Da fand seinen Leichnam Herr Martin Malterer, der das Banner
der Stadt Freiburg im Breisgau trug; versteinert stand er; das Banner fiel
ihm aus der Hand; dann warf er sich über Leopolds Leichnam hin, damit er
nicht von Freunden und Feinden zertreten werde; er erwartete und fand hier
seinen eigenen Tod. — Als der Fürst nicht mehr gesehen ward, wandte sich
die Macht von Oesterreich bestürzt auf die Flucht; alle Edeln schrieen: „Die
Hengste her, die Hengste!" Da zeigte ihnen kaum von Ferne der Staub
die fliehenden Troßbuben; denn diese, als sie die üble Wendung der Dinge
gemerkt hatten, hatten sich auf die Pferde ihrer Herren und Ritter gesetzt,
und sich eiligst aus dem Staube gemacht, um ihr Leben zu retten. Es blieb
den Herren Nichts übrig, als ihren Herzog zu rächdn, und ihr Leben theuer
zu verkaufen. 656 Grafen, Herren und Ritter fanden hier ihren Tod. Johannes
von Hasenburg fiel, und Johannes von Ochsenstein, der ihn verspottet hatte,
war unter den Todten. Die Uebrigen des österreichischen Heeres suchten ihr Heil
in der Flucht. Das war der Ausgang der Schlacht den 9. Juli 1386. Die
Abneigung der Schweizer gegen das Haus Oestreich stieg so sehr, daß sich
Niemand mehr in einem Hut oder Helm mit Pfauenfedern geschmückt im
Lande sehen lassen durfte, weil Oesterreichs Herzoge so die Hüte und Helme zu
tragen pflegten. Ja es wurde in der ganzen Schweiz kein Pfau mehr geduldet.
Im Osten vom Lande Schwyz wohnen an der Linth die Glarner. Auch
Diese traten in den Bund mit den Eidgenossen, obgleich sie die Aebtissin von
Säckingen als ihres Landes Frau und den Herzog von Oesterreich als Kasten-
vogtnoch ferner anerkennen und die gewohnten Steuern fortentrichten wollten.
Da rückten österreichische Kriegsvölker in's Land, um sie zu zwingen, vom
Bunde abzustehen, und dem Herzoge wie leibeigene Knechte zu dienen. Links
ander Linth bei Näfels stellten die Glarner ihre schwache Landwehr auf;
Weiber und Kinder wurden über's Gebirge nach Schwyz und Uri geflüchtet.
Ihr Hauptmann Matthias Am Büel sammelte den Landsturm, der
aber nur 500 Mann stark war; er zog sich gegen den Berg Rüti, so daß er den¬
selben im Rücken hatte, vor sich aber wilden, vom Felsschutt bedeckten Boden.
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