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Die Knittelverse des Hans Sachs haben ebenfalls vier Hebungen mit verschie¬
dener Tonstärke, die Senkungen sind freier behandelt.
Weil noch auf Erden ging Christus
Und auch mit ihm wandert Petrus,
Ains tags aus eim dorff mit ihm ging,
Pey ainer wegschaid Petrus anfing.
Als Sprüche bezeichnet man nach Simrocks Vorgang in der Regel die einstrophigen, Z 46.
meist lehrhaften Gedichte der Spielleute und Walthers, die übrigens auch gesungen
wurden. Die Strophen Spervogels sind sehr einfach gegenüber den mannigfaltigen,
oft kunstvoll gereimten Strophen Walthers.
Als Lieder bezeichnet man ebenfalls nach Simrock die mehrstrophigen lyrischen ß 47.
Gedichte, die meist die Minne besingen.
Die Strophe besteht vielfach aus zwei gleichgebauten Stollen und dem Ab¬
gesang.
1. Stollen: Herzeliebes frouwelin, a
got gebe dir biute und iemer guot! b
2. Stollen: Kunde ich baz gedenken din, a
des hete ich willeclichen muot. b
Abgesang: Waz sol ich dir sagen me, c
wan daz dir nieman holder ist dan ich? (Reimloser Vers, auch
da von ist mir vil we. Waise genannt.)
Die Lieder sind oft sehr kunstvoll gebaut. Sie sind zum Singen mit In¬
strumentalbegleitung bestimmt, der Refrain wird daher vielfach angewendet.
Anhang II.
Jahreszahlen zur Literaturgeschichte.
I. Althochdeutsche Zeit bis 1100.
2)
3)
4)
3)
6)
y
8)
383 Ulfilas f.
437 Niederlage der Burgunder: König Gundicarius fällt.
453 Attila (Etzel) ch.
476 Odoaker entthront den letzten weströmischen Kaiser.
488 Theodorich der Große (Dietrich von Bern) führt die Ostgoten
nach Italien.
Um 500 Die zweite Lautver-schiebung beginnt und mit ihr die all¬
mählich siä) vollziehende Trennung des Hochdeutschen vom
Niederdeutschen (vgl. Anh. I, § 10).
768—814 Karl der Große: Sammlung der altdeutschen Heldengesänge,
Monatsnamen usw.
814—840 Ludwig der Fromme: Eifer gegen alles Altgermanisch-
Heidnische.
Um 830 Der Heliand. (Mesfiade des 9. Jahrh.)
842 Die Straßburger Eide.
Lesebuch f. höhere Lehranstalten. VII. 3. Aust.
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