28
Und feierten ihn vor den Fürsten der Welt
Als milde den Mannen, sich mühend nach Ehren,
Liebreich vor allen, vor allen geliebt. 350
C. proben nitsächsischer Dichtung.
Iie al'tsächstschen Miöeldichtungen.
Der lutherische Kampfschriststeller Flacius Jllyrikus verösseutlichte (in seinem
Catalogus testium veritatis) 1562 ein mittelalterliches Schriftstück,
über dessen Herkunft er schweigt. Es führt den Titel: „Praefatio in librum
antiquum lingua saxonica conscriptum“ und berichtet, ein sächsischer
Volkssänger von Ruf (vatos apud suos non ignobilis) sei von Ludwig dem
Frommen aufgefordert worden den Inhalt des Alten und des Neuen Testamentes
in der Sprache seiner Landsleute dichterisch darzustellen und habe sich dieses
Auftrages mit bestem Erfolg entledigt.
Diese Überlieferung kann nur bezogen werden auf zwei altsächsische (altnieder¬
deutsche), in Stabreimen verfaßte Bibeldichtungen, nämlich auf die 1894 in Bruch¬
stücken aufgefundene Genesis (Schöpfungsgeschichte) und auf den seit dem 17. Jahr¬
hundert wieder bekannt gewordenen Hcliaud(d. i. Heiland). Beide scheinen von dem¬
selben Dichter zu stammen, der wohl zuerst den Stoff des Neuen, dann den des
Alten Testamentes verarbeitet hat.
a) Aus der Genesis.
Adams Klage.
„Wehe uns, du, o Eva, hast nun," sprach Adam, „unheilvoll gewendet
Unser verschwistert Geschick! Nun mußt du schauen die schwarze Hölle,
Gierig gähnet sie; von hier mit Grausen auch
Hörest du das Heulen; dem Himmelreiche
Ist fremd solch ein lodernd Feuer: sa, es war der Gefilde schönstes, 3
Das wir durch unsres Herren Gunst noch haben könnten,
Wo du dem nicht folgtest, der uns zu dem Frevel verführt.
Daß wir wegwarfen das Wort des Herren,
Des Himmelsköniges. Nun füllt Harm die Brust uns,
Wir schrecken vor dem Schicksal; sagte der Schöpfer doch selbst, 10
Daß uns vor solcher Buße bangen müßte,
Vor so herbem Leide. Jetsi quälen mich der Hunger und der Durst