Full text: Mancherlei für Jung und Alt

durch beit neuen Anwuchs geht, durch die Himbeergesträuche, durch die 
Gezweige, die Axt auf der Schulter oder die breite Säge über den Rücken 
gebunden, so wandelt er in seinem Reiche, er gedenkt der Tage, wo er 
hier gewirkt hat, und wenn er auch nun in andern frischen Wäldern 
beschäftigt ist, so gehört doch auch ein Teil seines Herzens der Stelle, 
auf der einst seine Hütte gestanden war. Adalbert Stifter. 
Der MarKnsdom. 
Es steigt empor in feenhaftem Schimmer, 
Im Marmor- und im Porphyrsäulenkranz, 
Mit feiner Kuppeln silberbleichem Flimmer 
Sankt Markus in jahrtausendaltem Glanz. 
Roch steht er blendend vor der Enkel Blicken 
Mit seines Giebels Sternenfirmament, 
Im Gold und Purpur seine Mosaiken, 
Der Meersstadt Dom, im Schmuck des Orient! — 
Venedigs Kapitol und Kathedrale, 
Du Tempel, Mausoleum seines Ruhms! 
Der Löwe wacht noch über dem Portale, 
Der goldne Hüter deines Heiligtums. 
Er wacht noch über den vier Siegesrossen, 
Er hält das goldne Buch in seinen Klau'n, 
Noch ist zu seiten ihm, weit aufgeschlossen, 
Sein einstig Reich, das blaue Meer, zu schau'n. 
Ihr Nischen, ihr Portale, Säulengänge, 
Jetzt nur erfüllt von frommen Litanei'n, 
Welch andrer Prozessionen Festgepränge 
Zog hier in frühern Zeiten ans und ein! 
Des Papsts Tiare und die Kaiserkrone 
Gesellten sich der Dogenmütz' im Zug, 
Indes als Sklavin stumm des Ostens Zone 
Gekniet mit ihrer Schätze Myrrhenkrug. 
Hier war das Schicksal manchen Reichs entschieden, 
Besiegelt vor San Mareos Hochaltar, 
Mit einem Papst schloß hier ein Kaiser Frieden st 
Des Sohn der Republik Gefangner war. 
Es wurden die Verträge hier beschworen, 
Mit Königen geschlossen; hier erschien 
Der Doge, Fürst der Republik erkoren, 
Der Palriarche schmückt' und salbet' ihn. 
Von hier ans schwang der Löwe sein Gefieder, 
Getaucht erst in des heil'gen Beckens Flut; 
Hier legt' er seinen Siegeslorbeer nieder 
Und seine Beute war des Tempels Gut. 
Hier sind Venedigs Helden ausgezogen, 
Vorm Hochaltare ward geweiht ihr Schwert, 
Es wölbte das Portal den Siegesbogen, 
Durch welchen ihr Triumphzug heimgekehrt. 
1 Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III.
	        
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