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blut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie
keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das K amm ergertchtdas
in Streitsachen den höchsten und letzten Spruch fällte. Dre^zuden verfolgte er
grausam und jagte sie aus dem Lande. Luthern und seinem Werke war er femd.
Trotzdem breitete sich die neue Lehre geräuschlos m der Mark aus, und sogar dre
Kurfürstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. >zn der Abwesenheit
ihres Gemahls ließ sie sich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt reichen.
Als Joachim dies erfuhr, geriet er in so unbändigen Zorn und stieß so harte
Drohungen aus, daß die entsetzte Frau bei Nacht auf einem Bauernwagen
nach Sachsen entfloh und dort bis zum Tode ihres Gemahls blieb. _
-Me Söhne Joachim II. von Brandenburg und Hans von Kustrin
traten zur evangelischen Kirche über. Joachim II. war ein prunkliebender
und lebenslustiger Fürst, der viel Geld brauchte und darum die ^uden gegen
ein hohes Schutzgeld wieder zurückkehren ließ., Sem Wahlspruch lautete.
Allen wohlzuthun ist Fürstenart!" Sem trefflicher Kanzler Distel-
meyer brachte den Erbvertrag mit den schlesischen Herzogen und die
Mitbelehnung über Preußen zustande, wodurch er den Grund zur Er¬
werbung von Schlesien und Preußen legte. Sein strenger und sparsamer
Sohn. Johann Georg hatte den Wahlspruch: „Gerecht und milde.
Der Wahlspruch von dessen umsichtigem Sohne Joachim Friedrich war:
Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang." Unter Johann
Sigismund wuchs das Land nach Osten und Westen durch die Erwerbung
von Preußen und Cleve am Niederrhein. Sem Wahlspruch war: „Für
Gesetz und Volk!" Unter dem schwachen Georg Wilhelm kam Branden¬
burg durch den 30 jährigen Krieg an den Rand des Verderbens. Sem
Wahlspruch hieß: „Anfang, bedenk das Ende!" n . r.
13. Die Reformation in der Schweiz. In der Schweiz hatte Zwingn
in ähnlicher Weise wie Luther gegen den Ablaß gepredigt und Kirche und
Staat zu verbessern gesucht. Das Abendmahl betrachtete er nur als Ge¬
dächtnismahl des Todes Jesu und die Geistlichen nur als Diener der Ge¬
meinde Bilder und andern sinnlichen Schmuck ließ er aus den Kirchen ent¬
fernen Als zwischen den katholischen und reformierten Kantonen ein Krieg
entbrannte, zog er als Feldprediger der Züricher mit aus und siel tn der
Schlacht bei Kappel (1531). Sein Werk setzte der Franzose Johann
Calvin fort und machte Genf zum Herde der Reformation für Westeuropa.
Die Anhänger der Schweizer Reformatoren wurden Reformierte genannt
und ihre Glaubenslehren im Heidelberger Katechismus niedergelegt.
14. Die Reformation in England. Zur Zeit der deutschen Refor¬
mation herrschte in England Heinrich VIII. (+ 1547). Anfangs verteidigte
er in einer Schrift die katholische Kirche gegen Luther und erhielt deshalb
vom Papste den Ehrentitel „Verteidiger des Glaubens". Da sich aber der
Papst weigerte, ihn von seiner Gattin zu scheiden, so sagte er sich von Rom
los und machte sich zum Herrn der englischen Kirche. Sinnlos verschwendete
er die reichen Klostergüter. Katholiken wie Protestanten, die sich seinem
Willen widersetzten, wurden hingerichtet, auch zwei von seinen sechs Frauen,
darunter die Mutter der nachmals so berühmten Königin Elisabeths Nach
einer schweren Jugend bestieg diese 1558 den Thron. Sie umgab sich mit
weisen Räten und vollendete die von ihrem Bruder Eduard begonnene
Kirchenreformation. In 39 Artikeln wurde das Bekenntnis der englischen
oder bischöflichen Kirche festgesetzt. Dem Wesen nach ist diese Kirche
evangelisch, der äußern Form nach katholisch.