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Dichtungen der Gegenwart.
Wie trunken schleuderte Sam dahin,
Zum Flecken hinab mit verzaubertem Sinn;
Sein Haupt umnebelnd beschlichen ihn sacht
Gedanken, wie er sie nimmer gedacht.
Die andern saßen am Bergeshang,
Sie prüften das Erz und es blitzt' und es klang.
Sprach Will, der Rote: „Das Gold ist fein;
Nur schade, daß wir es teilen zu drein/'
„„Du meinst?" — „Je nun, ich meine nur so,
Zwei würden des Schatzes besser froh — "
„„Doch wenn" — „„Wenn was?"" — „Nun nehmen wir an,
Sam wäre nicht da" — „„Ja, freilich, dann, dann-
Sie schwiegen lang. Die Sonne glomm
Und gleißt' um das Gold; da murmelte Tom:
„Siehst du die Schlucht dort unten?" — „„Warum?""
„Ihr Schatten ist tief und die Bäume sind stumm."
„„Versteh' ich dich recht?"" — „Was fragst du noch viel,
Wir dachten es beide und führen's ans Ziel.
Ein tüchtiger Stoß und ein Grab im Gestein,
So ist es gethan und wir teilen allein!"
Sie schwiegen aufs neu. Es verglüht der Tag,
Wie Blut auf dem Golde das Spätrot lag;
Da kam er zurück, ihr junger Genoß,
Von bleicher Stirne der Schweiß ihm floß.
„Nun her mit dem Korb und dem bauchigen Krug!"
Und sie aßen und tranken mit tiefem Zug.
„Hei lustig, Bruder! Dein Wein ist stark.
Er rollt wie Feuer durch Bein und Mark.
Komm', thu' uns Bescheid!" — „„Ich trank schon vorher,
Jetzt sind vom Schlafe die Augen mir schwer;
Ich streck' ins Geklüft mich."" — „Nun, gute Ruh!
Und nimm den Stoß und den dazu!"
Sie trafen ihn mit den Messern gut.
Er schwankt' und glitt in rauchendem Blut.
Noch einmal hub er sein blaß Gesicht:
„Herr Gott im Himmel, du hältst Gericht!
Wohl um das Gold erschlüget ihr mich;
Weh euch! Ihr seid verloren, wie ich.
Auch ich, ich wollte den Schatz allein
Und mischt' euch tätliches Gift in den Wein!" E. v.Gàl.
Sanssouci.
Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen, Rasen;
Sieh, wie ins Muschelhorn die Steintritonen blasen.
Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schoß;
Sieh hier der Flora Bild in hoher Rosen Mitten,
Die Lanbengäuge sieh, so regelrecht geschnitten,
Als wären's Verse Boileau's.
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