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ein halbes Meter unter der Erde zu arbeiten, hält er sich an einem Orte
mit seinen Schaufelhänden fest; er bohrt seine rüsselartige Schnauze in
den lockern Boden, zerscharrt dann mit den Grabfüßen die Erde und wirft
sie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter sich. Wenn er nun in seinem
Schacht arbeitet, so fallen nicht selten Sandkörner und Bodenstücke von
der Decke des Ganges herunter, aber das erschreckt ihn nicht. Seine
kleinen, schwarzen Augen, die er selten braucht, sind geschützt und liegen
unter dem Pelze verborgen. Auch die Ohren — Ohrmuscheln hat er gar
nicht — sind gut verwahrt; er hat dennoch ein sehr scharfes Gehör. Er
hört die leiseste Erderschütterung, und jeden verdächtigen Ton vernimmt
er und macht sich schnell davon.
2. Sein ganzes Bergwerk legt er wohl ein Meter tief unter der
Erde an. Er ist sehr vorsichtig bei der Wahl des Platzes, und das eigent¬
liche Lager sucht er sich gern unter Vaumwurzeln oder unter Mauern
zu bereiten. Die vielen Gänge und Röhren, welche zu seiner Wohnung
führen, sind gleichsam die Stollen seines Bergwerks. Er benutzt sie, wenn
er auf die Jagd geht, und er geht sehr fleißig auf Raub aus; denn
er hat immer Hunger. Seine eigentliche Behausung zeichnet sich durch
einen gewölbten Erdhaufen von auffallender Größe aus. Dort hat er
im Innern seine Kammer angelegt, die er zum Lager auspolstert mit
weichen Blättern von Gräsern, jungen Getreidepflänzchen, Laub, Moos,
Stroh oder zarten Wurzeln. Um diese kesselförmige Wohnung, wo er
sich sicher dem Schlafe und der Ruhe hingeben kann, führen zwei Rund¬
gänge, die miteinander verbunden sind. Die weitern Gänge oder Lauf¬
röhren sind nicht selten über 30 Meter lang. Wehe, wenn ihm beim
Herumspazieren in ihnen ein Mäuschen begegnet, es wird sofort verspeist.
Seine Nahrung, die er reichlich braucht, besteht aus lauter Tieren; Pflanzen
frißt er nicht. Man hat in dem Magen des toten Maulwurfs nie Wurzel¬
fasern, aber immer Häute von Engerlingen, Regenwürmern und anderm
Ungeziefer gefunden. Auch einen Frosch zieht er nicht selten an den Beinen
zu sich, schlachtet ihn und verzehrt ihn mit Genuß. Der Naturforscher
Lenz fing einen Maulwurf und ließ ihn in ein Kistchen hinein. Schon
nach einer Stunde fraß er Schnecken, Käfer, Maden, Raupen, Regen¬
würmer und Fleisch von Vögeln und Säugetieren; auch mit einer großen
Blindschleiche wurde er bald fertig.
Der Maulwurf braucht viel Wasser, er sammelt es sich in senkrechten
Röhren, oder er gräbt sich einen Schacht nach einem nahen Bache.
3. Wenn du nun das Leben des Maulwurfs betrachtest, so kommt
es dir gewiß traurig vor, wenn du denkst, wie er da unten im Finstern
ohne ein Lämpchen, wie es der Bergmann hat, gräbt und gräbt und nicht
einmal einen Kameraden dabei hat. Nun, das Einsiedlerleben gefällt dem
Maulwurf auch selbst nicht, und er ist erst recht froh, wenn er in seiner