9. Hingelehnt an Bergesrand
War die bleiche Mauer,
Und das Kreuzbild Gottes stand
Hoch in stummer Trauer.
10. Schwager ritt auf seiner Bahn
Stiller jetzt und trüber,
Und die Rosse hielt er an,
Sah zum Kreuz hinüber.
11. „Halten mutz hierRotz und Rad,
Mag's euch nicht gefährden;
Drüben liegt mein Kamerad
In der kühlen Erden.
12 Ein gar herzlieber Gesell'!
Herr, 's ist ewig schade!
Keiner blies das Horn so hell
Wie mein Kamerade.
13. Hier ich immer halten mutz,
Dem dort unterm Rasen
Zum getreuen Brudergrutz
Sein Leiblied zu blasen!"
14. Und dem Kirchhof sandt' er zu
Frohe Wandersänge,
Datz es in die Grabesruh
Seinem Bruder dränge.
15. Und des Hornes heller Ton
Klang vom Berge wieder,
Ob der tote Postillon
Stimmt' in seine Lieder. —
16. Weiter ging's durch Feld und
Hag
Mit verhängtem Zügel;
Lang mir noch im Ohre lag,
Jener Klang vom Hügel.
25. Wer weiß wo?
Detlev von Liliencron.
1. Auf Blut und Leichen, Schutt und Qualm,
Auf rotzzerstampften Sommerhalm
Die Sonne schien.
Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus,
Und mancher kehrte nicht nach Haus
Einst von Kolin.
2. Ein Junker auch, ein Knabe noch,
Der heut' das erste Pulver roch,
Er mutzte dahin.
Wie hoch er auch die Fahne schwang,
Der Tod in seinen Arm ihn zwang,
Er mutzte dahin.
3. Ihm nahe lag ein frommes Buch,
Das stets der Junker bei sich trug,
Am Degenknauf.
Breidenstein, Mittelschullesebuch III.
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