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mit grosem Pomp auf der Bühne zu Grabe trug.
Sie selbst hatte dazu ein Vorspiel geschrieben,
das die Zuschauer auf das komische Leichenbegäng¬
nis vorbereiten sollte. Der Drang von Menschen
war dabei so gros, daß man den Einsturz derBu-
de und die Neuber selbst, wie sie nachher im
Scherz oft sagte, ihr Grab mit und neben
Harlekin befürchtete.
Diese grose Hanswursiiade, wie Lessi'ng
jene Feierlichkeit nannte, hatte indes nicht
gleich den durchgreifenden Nutzen, den die Neu¬
ber, auf Gottscheds Vorspiegelungen, davon er¬
wartete. Denn sollten auf einmal alle Stücke,
wo ein Harlekin vorkam, bei Seite gelegt werden,
so mußte sie — das zeigte sich nur zu bald, —
mit samt ihrem Personale verhungern.
Man zog also dem Unhold ein weißes Jäck¬
chen statt des bunten an, nannte ihn Hänschen
oder Peter und so-trieb er, wenn auch etwas
feiner, noch lange genug sein Wesen. Indes
bleibt der Neuber doch immer, wenigstens mittel¬
bar, die Ehre, ihn vom deutschen Theater
verbannt zu haben. Sie selbst erschien zwar
einst auf der Bühne zu Kiel als Harlekin, doch
nur um seiner zu spotten.
1739ward dieNeuber, auf Empfehlung des
Herzogs Biron von Kurland, von der Kaiserinn
Anna nach Petersburg gerufen. Pock) kehrte sie,
als diese starb und Biron in Ungnade fiel, schon
1741 nach Leipzig zurück, wo sie aber nun nicht
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