616
Besonders dankbar gedenken möchte ich aber der schönen, weihevollen
Stunde des heutigen Morgens. Das schöne Standbild, das die Stadt
dem großen Einiger unseres Vaterlandes gesetzt hat, ist ein beredter Aus¬
druck ihrer Gefühle, ebenso die schlichten Worte, die über ihn und unser
Haus gefallen sind. Man kann wohl sagen, wenn man vor dem Stand¬
bild Kaiser Wilhelms des Großen im Park zu Homburg hinaufblickt in
den Taunus, zur Saalburg, wo der römische Imperator vor der porla
decumana steht: es ist hier uralter Kulturboden, der stets eine große
Rolle in der Geschichte gespielt hatt. Roms Heere haben ihn besetzt, um
ihr Reich zu wahren, die Fürsten von Nassau-Oranien, meine hohen Vor¬
fahren, haben die Glaubensfreiheit erkämpfen helfen, und das erloschene
Geschlecht der Hamburger hat hier gelebt, deren einem unsere deutsche
Dichtung eine der schönste): Figuren verdankt, die je einer unserer deutschen
Dichter geschaffen hat. Und so geht es herunter bis auf die jetzige Zeit.
Freilich sind es auch wehmütige Erinnerungen, die uns mit Homburg
verknüpfen. In seine Umgebung zog sich meine verblichene Frau Mutter
zurück, um von schwerem Weh und Kummer sich zu erholen, der hohen
Kunst sich widmend und ringsum Kultur bringend und befruchtend wirkend.
So hat sie gelebt, geliebt und geachtet von der Bevölkerung der Umgegend,
bis Gott sie abrief.
So sind die Beziehungen von meiner Jugend auf bis zum heutigen
Tag innige und mannigfaltige, die mich mit diesem Landesteile verbinden,
und ich kann mir wohl das Zeugnis ausstellen, daß ich redlich bemüht
bin, ihm aufzuhelfen und zu seiner Fortentwickelung das Meinige bei¬
zutragen. Jedenfalls kann ich nur versichern, daß mich jede Stunde meines
Lebens freut, die ich in diesem Teile der Provinz Hessen-Nassau zubringen
kann.
Druck von Belhag^rt & Klasing in Bielefeld.