II. Familie und Heimat. 
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etwas davon genommen hatte, so stand es aufgeschrieben, und wie sie 
es wieder zugelegt. Arner las diese Zettel aufmerksam durch. Gertrud 
sah es. „Ich hätte diese Papiere wegnehmen sollen, gnädiger Herr," 
sagte sie und errötete. 
Arner lächelte und las fort, aber Gertrud stand beschämt da, und 
ihr Herz pochte wegen dieser Zettel; denn sie war bescheiden und 
demütig und grämte sich auch über den mindesten Anschein von Eitelkeit. 
Arner sah ihre Unruhe, daß sie die Zettel nicht beiseite gelegt hatte, 
und fühlte die reine Höhe der Unschuld, die beschämt dasteht, wenn 
ihre Tugend und Weisheit bemerkt wird, und beschloß, dem Weibe 
mehr, als es bat und hoffte, Gnade zu erweisen; denn er fühlte ihren 
Wert und daß unter Tausenden kein Weib ihr gleich käme. Er legte 
jetzt einem jeden Päckchen etwas bei, und sagte: „Bring deinen Kindern 
ihr Spargeld wieder, Gertrud, und ich lege aus meiner Börse dreißig 
Gulden beiseit für den Vogt, bis er bezahlt ist. — Gehe nun heim, 
Gertrud; morgen werde ich ohnedies in dein Dorf kommen; und da 
werde ich dir Ruhe schaffen vor dem Hummel." 
Gertrud konnte vor Freude nicht reden; kaum brachte sie stammelnd 
ein gebrochenes schluchzendes: „Gott lohne es Ihnen, gnädiger Herr!" 
hervor. Und nun ging sie mit ihrem Säugling und mit ihrem Trost in 
ihres Mannes Arme. Sie eilte, betete und dankte Gott auf dem langen 
Wege und weinte Tränen des Dankes und der Hoffnung, bis sie in 
ihrer Hütte war. 
Lienhard sah sie kommen und sah den Trost ihres Herzens in ihren 
Augen. „Bist du schon wieder da? rief er ihr entgegen; es ist dir wohl 
gegangen bei Arner!" 
„Wie weißt du's schon?" sagte Gertrud. 
„Ich sehe dir's an, du Gute; du kannst dich nicht verstellen," erwiderte er. 
„Das kann ich nicht," sagte Gertrud, „und wenn ich's auch könnte, 
möchte ich dir die gute Botschaft keinen Augenblick vorenthalten, Lienhard!" 
Dann erzählte sie ihm die Güte des Vaters Arner, wie er ihren Worten 
geglaubt und ihr Hilfe versprochen. Darauf gab sie den Kindern Arners 
Geschenke und küßte ein jedes wärmer und heiterer, als es seit lange 
geschehen war, und sagte ihnen: „Betet alle Tage, daß es Arner wohl 
gehe, Kinder, wie ihr betet, daß es mir und dem Vater wohlgehe." 
Von dieser Zeit an beteten die Kinder des Maurers, wenn sie am 
Morgen und am Abend für Vater und Mutter beteten, auch für Arner, 
den Vater des Landes. 
Gertrud und Lienhard faßten nun neue Entschlüsse für die Ordnung 
des Hauses und für die Bildung ihrer Kinder zu allem Guten, und 
dieser Tag war ihnen ein seliger Festtag. 
I. H. Pestalozzi.
	        
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