142
liche Wohnung bekannt war, als meines Vaters adliger Sitz, darin ich
täglich ans- und einging.
Jetzt aber war meines Vaters Haus voll von fremden Reitern. Sie
hatten ihre Pferde im Hofe an einige junge Eichen gebunden oder in die
schwarz gemalten Zimmer meines Vaters gezogen. Darauf suchte sich
jeder feine besondere Arbeit, die eine noch verderblicher als die andere.
Zwar fingen einige an, Schafe und Schweine gu schlachten, zu sieden und
.zu braten, als ob ein lustiges Mahl gehalten werden sollte, andere aber
durchstürmten das Haus unten und oben. Einige machten von Tuch,
Kleidern und Hausrat große Packen zusammen, als ob sie irgendwo einen
Trödelmarkt aufschlagen wollten, und zerschlugen und zerrissen das, was
sie nicht mitzunehmen gedachten. Andere durchstachen Heu und Stroh
mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen
gehabt hätten. Andere schütteten die Federn aus den Betten und füllten
Speck und Schinken und Gerät hinein, als ob dann besser darauf zu
schlafen wäre. Hier stampfte einer Kupfer- und Zinngeschirre zusammen
und packte die gebogenen Stücke in einen Sack, dort schlug ein anderer
Ofen und Fenster ein, als hätte er einen ewigen Sommer zu verkündigen.
Bettladen, Tische und Bänke warfen sie ins Herdfeuer, obgleich viele
Klafter dürres Holz im Hofe lagen. Töpfe und Schüsseln, alles mußte
entzwei, weil sie lieber vom Bratspieß aßen, oder weil sie daran dachten,
doch nur eine einzige Mahlzeit hier zu halten.
Unsere Magd ward im Stalle dermaßen mißhandelt, daß sie ohn¬
mächtig ans dem Stroh lag. Den Knecht legten sie gebunden auf die
Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen
Milcheimer voll garstiger Mistjanche in den Leib. Das nannten sie einen
schwedischen Trunk. Der schmeckte ihm aber gar nicht, sondern er ver¬
zerrte sein Gesicht zu den jammervollsten Mienen. So zwangen sie ihn,
eine Partie Soldaten in eine von Buschwerk überwachsene Grube zu
führen, wo sich mein Vater und meine Mutter versteckt hatten. Und nicht
lange, da sprengten sie unter Frendengeschrei zurück, während meine Eltern
und der Knecht, an den Sattelknopf gebunden, neben beit Pferden her
laufen mußten.
Als sie so ein alter Reiter mit einem grauen Barte, der so groß
wie ein Schweizerkäse war, keuchend in den Hof galoppieren sah, schrob
er von seiner Pistole den Fenerstein ab und zwängte dann den Daumen
meiner armen blassen Mutter zwischen die Stahlklammern, daß sie laut
aufschrie. Dagegen war aber mein Vater nach meinem damaligen Be-