Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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liche Wohnung bekannt war, als meines Vaters adliger Sitz, darin ich 
täglich ans- und einging. 
Jetzt aber war meines Vaters Haus voll von fremden Reitern. Sie 
hatten ihre Pferde im Hofe an einige junge Eichen gebunden oder in die 
schwarz gemalten Zimmer meines Vaters gezogen. Darauf suchte sich 
jeder feine besondere Arbeit, die eine noch verderblicher als die andere. 
Zwar fingen einige an, Schafe und Schweine gu schlachten, zu sieden und 
.zu braten, als ob ein lustiges Mahl gehalten werden sollte, andere aber 
durchstürmten das Haus unten und oben. Einige machten von Tuch, 
Kleidern und Hausrat große Packen zusammen, als ob sie irgendwo einen 
Trödelmarkt aufschlagen wollten, und zerschlugen und zerrissen das, was 
sie nicht mitzunehmen gedachten. Andere durchstachen Heu und Stroh 
mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen 
gehabt hätten. Andere schütteten die Federn aus den Betten und füllten 
Speck und Schinken und Gerät hinein, als ob dann besser darauf zu 
schlafen wäre. Hier stampfte einer Kupfer- und Zinngeschirre zusammen 
und packte die gebogenen Stücke in einen Sack, dort schlug ein anderer 
Ofen und Fenster ein, als hätte er einen ewigen Sommer zu verkündigen. 
Bettladen, Tische und Bänke warfen sie ins Herdfeuer, obgleich viele 
Klafter dürres Holz im Hofe lagen. Töpfe und Schüsseln, alles mußte 
entzwei, weil sie lieber vom Bratspieß aßen, oder weil sie daran dachten, 
doch nur eine einzige Mahlzeit hier zu halten. 
Unsere Magd ward im Stalle dermaßen mißhandelt, daß sie ohn¬ 
mächtig ans dem Stroh lag. Den Knecht legten sie gebunden auf die 
Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen 
Milcheimer voll garstiger Mistjanche in den Leib. Das nannten sie einen 
schwedischen Trunk. Der schmeckte ihm aber gar nicht, sondern er ver¬ 
zerrte sein Gesicht zu den jammervollsten Mienen. So zwangen sie ihn, 
eine Partie Soldaten in eine von Buschwerk überwachsene Grube zu 
führen, wo sich mein Vater und meine Mutter versteckt hatten. Und nicht 
lange, da sprengten sie unter Frendengeschrei zurück, während meine Eltern 
und der Knecht, an den Sattelknopf gebunden, neben beit Pferden her 
laufen mußten. 
Als sie so ein alter Reiter mit einem grauen Barte, der so groß 
wie ein Schweizerkäse war, keuchend in den Hof galoppieren sah, schrob 
er von seiner Pistole den Fenerstein ab und zwängte dann den Daumen 
meiner armen blassen Mutter zwischen die Stahlklammern, daß sie laut 
aufschrie. Dagegen war aber mein Vater nach meinem damaligen Be-
	        
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