jemand sein, der kapabel wäre, es zu dolmetschen. Wenn ich das wüßte, 
sagte der Frieder und schaute ans die Uhr, die er unterwegs noch an einem 
Nagel gefunden hatte, so wollte ich ja lieber noch ein paar Stunden zu¬ 
strecken bis in die nächste Stadt. Um neun Uhr kömmt der Mond. Der 
Thorhüter sagte: Es wäre unter diesen Umständen fast am besten, wenn 
Ihr gerade durchpassiertet, ohne euch aufzuhalten, das Städtel ist ja nicht 
groß, und war froh, daß er seiner los ward. Also kam der Frieder 
glücklich durch das Thor hinein. Im Städtlein hielt er sich nicht länger 
ans, als nötig war, einer Gans, die sich auf der Gasse verspätet hatte, ein 
paar gute Lehren zu geben. In euch Gänse, sagte er, ist keine Zucht zu 
bringen. Ihr gehört, wenn's Abend ist, ins Haus oder unter gute Auf¬ 
sicht. Und so packte er sie mit sicherem Griff am Hals und mir nichts 
dir nichts unter den Mantel, den er ebenfalls unterwegs von einem Unbe¬ 
kannten geliehen hatte. Als er aber an das andere Thor gelangte und 
auch hier dem Landfrieden nicht traute, drei Schritte von dem Schilderhaus,. 
als sich inwendig der Söldner rührte, schrie der Frieder mit herzhafter 
Stimme: Wer da! Der Söldner antwortete in aller Gutmütigkeit: Gut 
Freund! Also kam der Frieder glücklich wieder zum Städtlein hinaus und 
über die Grenzen. 
60. Einer oder der andere. 
(Johann Peter Hebel.) 
Es ist nichts lieblicher, als wenn bisweilen gekrönte Häupter sich uner¬ 
kannt zu dem gemeinen Mann herablassen, wie König Heinrich der Vierte 
in Frankreich, sei es auch nur zu einem gutmütigen Spaße. 
Zu König Heinrichs des Vierten Zeiten ritt ein Bäuerlein vom Lande 
her des Weges nach Paris. Nicht mehr weit von der Stadt gesellt sich 
zu ihm ein anderer, gar stattlicher Reiter, welches der König war, und sein 
kleines Gefolge blieb absichtlich in einiger Entfernung zurück. „Woher des 
Landes, guter Freund?" — „Da und da her." — „Ihr habt wohl Ge¬ 
schäfte in Paris?" — „Das und das; auch möchte ich gerne unsern guten 
König einmal sehen, der so väterlich sein Volk liebt." Da lächelte der 
König und sagte: „Dazu kann Euch heute Gelegenheit werden." „Aber 
wenn ich nur auch wüßte, welcher es ist unter den vielen, wenn ich ihn 
sehe!" Der König sagte: „Dafür ist Rat. Ihr dürft nur acht geben, 
welcher den Hut allein auf dem Kopfe behält, wenn die andern ehrerbietig 
ihr Haupt entblößen." Also ritten sie miteinander in Paris hinein, und 
zwar das Bäuerlein hübsch ans der rechten Seite des Königs. Denn das 
kann nie fehlen: Was die liebe Einfalt Ungeschicktes thun kann, sei es gute
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.