Full text: Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen

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deren Anlage ganz mit Unrecht den Slaven zugeschrieben wird, so Ottelmanns- 
hausen, Rothhausen (Königshofen) u. a. 
Weiter wurde die Einführung des Christentums und die Entrichtung 
des Zehnten an die Geistlichkeit, das Emporkommen des Klosterlebens und 
des Lehenwesens, die Anlage neuer Dörfer und Gehöfte durch den Adel und die 
Geistlichkeit, die zwangsweise Ansiedelung von Kriegsgefangenen aus Sachsen 
und den Slavenländern, die Zunahme der Lasten auf Grund und Boden, 
die Aufhebung der Dreifelderwirtschaft und des Flurzwanges von Einfluß 
auf die Gestaltung der einzelnen Flurmarkungen. Aus dem Ganzen ersehen 
wir: bei jedem Gang durch eine der unterfränkischen Flurmarkungen spricht 
durch die scheinbar stummen, in Wirklichkeit aber sehr beredten Zungen der 
Flurstücke und Einrichtungen die Kulturgeschichte zu uns. Wohl dem, der 
Ohren hat zu hören! I. Schmidkonh. 
183. Heimische Bauweise. 
Wer jemals offenen Auges durch unser schönes bayerisches Vater¬ 
land wanderte, dem wird die große Mannigfaltigkeit aufgefallen sein, 
die sich in der Art der Wohnhausbauten zeigt: im bayerischen Hoch¬ 
gebirge und im Alpenvorlande das niedrige, aber breite, mit Holz- 
schindeln gedeckte Gebirgshaus, das Schutz gegen Sturm und gegen 
die monatelang lagernde Schneelast bietet; in Altbayern und in Schwaben, 
wo Tonlager und Ziegeleien fast jeden Ort umgeben, die mit freund¬ 
lich weißem Kalkputz getünchten, aus Backsteinen aufgeführten Bauten 
mit ihren steilen Ziegeldächern; in Franken dagegen, wo allenthalben 
Steinbrüche zutage liegen, finden wir die Gebäude teils vollständig 
aus Haustein teils in Fachwerk ausgeführt, wie dies in fränkischen 
Landen seit alters durch Sitte und Herkommen üblich war. Während 
in Südbayern der Bauernhof weitab von seinen Nachbarn inmitten 
der zu ihm gehörigen Felder und Wiesen liegt, siedelten sich die Franken 
schon frühzeitig gern in Dörfern und Städten längs der Ufer von 
Flüssen, an Heerstraßen und im Schutze von Klöstern oder Burgen an. 
So entwickelte eben jede Gegend im Laufe der Zeiten mehr oder 
weniger eine Eigenart im Bauen. Diese sogenannte »heimische« Bau¬ 
weise bildete sich aus der Geschichte und den Eigentümlichkeiten des 
Volksstammes, aus den örtlichen Sitten und Lebensbedürfnissen, dem 
heimischen Baumateriale, aus den klimatischen und sonstigen natür¬ 
lichen Verhältnissen der Gegend in Verbindung mit der nicht selten 
von auswärts beeinflußten, schöpferischen Kraft der alten Baumeister 
des Ortes. 
Auf dieser Verschiedenheit beruht aber der Zauber unserer Heimat, 
den keiner je vergessen wird, dem es vergönnt war, seine Jugend in 
einem friedlichen Häuschen eines alten Städtchens verleben zu dürfen. 
Deshalb sollte jeder, der seine Heimat lieb hat, bestrebt sein diese vorbild¬ 
lichen Bauten zu erhalten, sie wieder instandzusetzen und sie möglichst
	        
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