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als er sah, daß einer ihm nachfolgte. Dieser aber wollte nur wissen, was
der Maushund fressen möchte; denn das hatten sie zu fragen vergessen.
Der Fremde aber wollte sich nicht verweilen, rief ihm also nur zu: „Wie
man's beut, wie man's beut!" und lief davon. Der Schildbürger aber
verstand: „Vieh und Leut", kam also mit großem Entsetzen heim, und da
war keiner, der nicht das gräßliche Tier gern losgeworden wäre. Die
Katze indes machte Jagd auf die Mäuse des Gemeindekornbodens. Da
beschlossen die Schildbürger, lieber einen geringen Schaden zu erleiden
als das Leben zu verlieren, und zündeten deswegen den Kornboden an,
um den Manshund zu verbrennen. Die Katze aber sprang ins Nachbar¬
haus. Das wurde auch angezündet, und da sich inzwischen ein starker
Wind aufmachte, so verbreitete sich das Feuer durch das ganze Dorf, und
kein Haus blieb stehen. Der Maushund aber schrie jämmerlich, lief
eine Leiter herunter und ins Feld hinaus, und hat ihn keiner wieder
gesehen.
Die Schildbürger aber verließen ihr verbranntes Dorf, zogen fort
und siedelten sich hier und dort mit Weib und Kind an. Seitdem gibt
es Schildbürger in der ganzen Welt.
145. Rübezahl im Umgang mit den Menschen.
Von Heinrich Kühne.
Ortssagen und geographische Bilder aus allen Gegenden Deutschlands.
Leipzig 1884. S. 200.
Nach der Sage war das Riesengebirge vormals der Aufenthalt
eines mächtigen Berggeistes, Rübezahl geheißen. Auf der
Oberfläche hatte sein Gebiet nur wenige Meilen im Umfange, im
Innern der Berge dagegen erstreckte es sich unermeßlich tief und
weit. Seitwärts der Schneekoppe, nicht fern von der Riesen¬
baude besaß Rübezahl einen eigenen Garten, dessen Bereich man
noch jetzt an einem Bergabhange zeigt. Viele darin wachsende
saftige Kräuter, woran überhaupt das Gebirge reich ist, sind
als Heilkräuter bekannt. Außer diesen zog Rübezahl auch die
berühmte Springwurzel in seinem Garten, welche den Geistern
zur Nahrung diente, allerhand Wunder bewirkte (man konnte z. B.
damit Schlösser öffnen) und von den gefährlichsten Krankheiten
heilte.
Rübezahl hauste gewöhnlich in den unterirdischen Räumen,
nur nach Jahrhunderten erhob er sich einmal aus der Tiefe, um
auf der Oberwelt sein Wesen zu haben. Bei solchen Lustreisen