Full text: Realienbuch (Teil 2, [Schülerbd.])

205. Der altdeutsche Haushalt. 
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Auf den Feldern unserer Urväter wuchsen besonders Gerste 
und Hafer; am Bheine gerieten Kirschen- und Apfel¬ 
bäume; auf den Weiden grasten• zahlreiche Herden von 
Bindern, Kühen und Schafen; auch wurden Schweine, 
Ziegen und Gänse gehalten. Vor die ziveiräderigen Karren 
spannte man Ochsen oder Pferde; die Hengste dienten als 
Beittiere. Hund und Katze ivaren altherkömmliche Haus¬ 
tiere. Man verstand, Butter und Käse zu bereiten. Der 
Flachsbau ivard mit Sorgfalt betrieben. Als Feldgeräte 
ivaren Hauen, Spaten, hölzerne. Pflüge und Eggen im 
Gebrauche. Ein grosser Teil des Landes war mit Wäl¬ 
dern und Sümpfen bedeckt. 
Das Volk der Germanen bestand aus Erden und 
Unfreien, oder aus Herren und Knechten. Die Freien 
waren teils Adelige, teils Gemeine; jene hatten grossen 
Grundbesitz. Die Unfreien ivaren entweder Hörige, oder 
Sklaven. Die Hörigen safsen auf Grundstücken, welche 
ihnen die Herren gegen bestimmte Dienstleistungen (Fronen) 
und Abgaben zur Bebauung und Nutzniefsung überliessen. 
Die Sklaven oder Schalke, ursprünglich wohl Kriegs¬ 
gefangene, waren rechtlos; sie galten als verkäufliche 
Ware; der Besitzer konnte sie nach Belieben strafen, 
töten oder verkaufen. Nur Freie durften Dichter sein, 
als Kläger oder Zeugen auftreten, priesterliche Hand¬ 
lungen verrichten und Waffen tragen. Nur sie hatten 
Wort und Stimme in der Volksversammlung. 
Alle freien Leute im alten Deutschland hatten Grund¬ 
besitz. Die Bauernhöfe bestanden aus „Einzechten“, oder 
waren gruppenweise zu Weilern und Dörfern vereinigt. 
Städte gab es nur, wo sich römische Standlager oder 
Handelsplätze befanden. Die Einzechten oder Einzelhöfe 
hatten ihren Grund und Boden rings Um das Haus. 
Eine Anzahl solcher „Heimwesen“ bildete eine Gemeinde. 
205. Der altdeutsche Haushalt. 
Das altgermanische Wohnhaus war halb in, halb über die 
Erde gebaut. Der unterirdische Raum mochte zum Winter¬ 
aufenthalte dienen. Die Wände des Hauses bestanden aus 
Fachwerk, oder waren aus Baumstämmen aufgeblockt. Die 
Dachhedeckung bestand aus Schilf oder Stroh. Das Über¬ 
tünchen der Ilauswände, mit einer hellfarbigen Lehmart war 
schon frühzeitig üblich. Fenster und Schornsteine fehlten. 
Ausser dem Wohnhause waren ein Vorratsspeicher und ein 
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