Full text: Lebensvoller Unterricht auf der Unterstufe unserer deutschen Lern- und Arbeitsschule

Geste, Bewegungs- und Sinnesübungen. 
Als ich, vor Jahren schon, bei „Meister Hertel", dem Vater des For¬ 
mens, in Zwickau „zu Gaste" war, hatte derselbe die Liebenswürdigkeit, mir 
eine seiner Arbeiten zur Verfügung zu stellen: Das Arbeitsprinzip im Elemen¬ 
tarunterricht. Sie ist mittlerweile wohl veröffentlicht worden. Da betont 
Hertel, dasz durch Spiel und Turnübung auf dem Spielplätze wie im Zimmer 
Beherrschung des kindlichen Willens angestrebt, der Muskelsinn geschult, Ge¬ 
sundheit, Kraft, Gewandtheit, Schönheit, Heiterkeit, Frohsinn, Tatenlust ge¬ 
schaffen werden, („Jahresarbeit", S. 74 und 75.) Das zunächst im allgemeinen. 
Es ist gar keine Frage, daß wir zunächst unsern Kindern, grade den Kindern 
der Unter st ufe, immer einmal eine Bewegung schaffen müssen. Es darf nicht 
mehr immer nur heißen: „Gerade sitzen! Stille sitzen! Hände falten! Maul 
halten!!" — Und wenn wir ein halb oder ein ^-Stündchen so ganz bei 
der Sache gewesen sind in einer biblischen Geschichte und dem Lehrerworte 
gelauscht, wie der Jakob eine so bange, schwere „Heimfahrt" gehabt, und dann 
mit dem Lehrer aufatmen, wie auch die letzte, große Gefahr vorbei und der 
Esau mit dem Jakob auch wieder gut geworden ist — dann macht der Herr 
Lehrer auch 'mal eine Pause, und wir stehen einmal — auf Kommando! — 
auf und stehen straff und gerade da und nehmen die Arme an und stoßen 
abwechselnd hoch und vor und tief. Und dabei ist die Ventilation an den 
Fenstern geöffnet und die Klappe gegenüber in der Esse, oder im anstoßenden 
Lehrmittelzimmer das Fenster, und es „zieht" ein wohliges, frisches Lüftlein 
durch die kohlensäure-geschwängerte Schulstube, und „das Bissel Zug" bringt 
Buben und Mäoels nicht gleich Katarrh und Schnupfen und Husten — Un¬ 
sinn! solche feste deutsche Buben und Mädels! — und dann arbeitet sich's 
wieder ganz anders. 
Die Geste, die ich anderswo des öfteren betont habe (,.Jahresarbeit", 
S. 7, 9 usw., „Praxis der Arbeitsschule", S. 8 und 9) bringt ja auch 
schon eine gewisse Abwechslung in die kleine Gesellschaft; ich habe aber a. a. O. 
auch angegeben, daß sie durchaus nicht nur deshalb in unsere Klasse herein¬ 
kommt, um Bewegung zu schaffen, nein, die Geste ist ja auch eineArtSprache. 
Und wer Südländer in ihrer Zeichensprache hat „reden sehen", wer lebhafte 
Temperamente auch in unserem Volke ihre Sprache von allen möglichen Gesten 
begleiten sieht, wer auch beim Kinde die Arme und die Hände im unge-
	        
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