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Volkern. Wolfhart und Giselher fallen einer von des andern Schwert.
Niemand bleibt lebend als Gunther und Hagen und von den Bernern
Hildebrand, der mit einer starken Wunde von Hagens Hand entrinnt.
Blutberonnen kommt er zu seinem Herrn, der traurig im Fenster sitzt.
Dietrich fragt, woher das Blut. Der Meister erzählt, wie sie Rüdigern
wegtragen wollen, den Gernot erschlagen. Als Dietrich den Tod Rüdigers
bestätigen hört, will er selbst hingehen und befiehlt dem Meister, die
Recken sich waffnen zu heißen. „Wer soll zu Euch gehn?“ sagt Hilde—
brand; „was Ihr habt der Lebenden, die seht Ihr bei Euch stehn.“
Mit Schrecken hört der Berner den Tod seiner Mannen. Das Haus
erschallt von seiner Klage. Da sucht er selbst sein Waffengewand, der
Meister hilft ihn wappnen. Dietrich geht zu Gunthern und Hagen, hält
ihnen vor, was sie ihm Leides getan, und verlangt Sühne. Sie sollen
sich ihm zu Geiseln ergeben, dann wollt' er sie selbst heimgeleiten. Hagen
nennt es schmählich, daß zween wehrhafte Männer sich dem einen er—
geben sollen. Sie springen zum Kampfe. Dietrich schlägt dem Gegner
eine tiefe Wunde, aber töten will er nicht den Ermüdeten; den Schild
läßt er fallen und umschlingt jenen mit den Armen. So bezwingt er ihn
und führt ihn gebunden zu der Königin. Dann kehrt er zu Gunthern
zurück; nach heißem Kampfe bindet er auch diesen und übergibt ihn
Kriemhilde mit dem Beding der Schonung. Sie aber geht zuerst in
Hagens Kerker und verspricht ihm das Leben, wenn er wiedergebe, was
er ihr genommen. Hagen erklärt, er habe geschworen, den Hort nicht
zu zeigen, solang seiner Herren einer lebe. Da läßt Kriemhild ihrem
Bruder das Haupt abschlagen und trägt es an den Haaren zu Hagen.
Als der Unmutvolle seines herren Haupt ersah,
wider Kriemhilden sprach der Recke da:
„Du hast's nach deinem Willen zu Ende nun gebracht;
es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.
Nun ist von Burgunden der edle König tot,
Giselher der junge, dazu Gernot.
Den hort weiß nun niemand als Gott und ich allein:
der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein.“
Sie sprach: „So habt Ihr üble Vergeltung mir gewährt;
so will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.
Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,
an dem mir herzensjammer vor allem Leide geschah.“
Sie zog es aus der Scheide, er konnt' es nicht wehren.
Da dachte sie dem Recken das Leben zu versehren.