IV. Aus der weiten Welt.
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Tempels wirft, bis zur faustgroßen Kinderlaterne funkeln sie schimmernd
durch die Nacht in allen möglichen Gestalten: viereckig, rund, röhrenförmig,
glatt und gefaltet; hier leuchtet ein roter Fisch, dort ein Schmetterling
oder eine Biene, grün, rot, gelb und weiß. Hier und da trifft man auch
Kerzen in den Zimmern und Läden, die wie unsere Kirehenlichte auf einen
Dorn gesteckt werden und die sich dadurch auszeichnen, daß der Docht
ziemlich dicht aus Papier gedreht ist. Der Unschlitt ist meistens bunt
gefärbt. Sehr viel wird auch schon unsere Petroleumlampe benutzt.
Aber blicken wir wieder ins Haus hinein, das uns aufgenommen hat,
und fassen wir die junge Frau Wirtin genauer ins Auge. Sie sieht
wirklich recht nett aus, ihre Augen sind nur ganz wenig schief; ihre
Gesichtsfarbe ist fast ebenso weiß wie die, an die wir daheim gewöhnt
sind; ihre schönen, schwarzen, stark glänzenden Haare trägt sie in
kunstvoller Weise gescheitelt und hübsch aufgebaut mit zierlichem
Kamm und langen, bunten Nadeln; ihre Hände sind klein und rein.
Unser Herr Wirt hat heute offenbar einen freien Tag; sein
Reisfeld wird wohl schon bestellt sein, und er kann mit Behagen sein
Pfeifchen rauchen.
Es ist keine Kleinigkeit, das Reisfeld immer in Ordnung zu halten.
Den Winter über werden die durch niedrige, schmale Dämme, die
eigentlichen Wege des Landes, eingehegten Felder unter Wasser
gesetzt, damit das Unkraut abfault. Im Frühling öffnet man die
Abläufe, und nun wird der nasse, fette Boden mit der Hand mittels
einer pflugscharähnlichen Hacke umgebrochen, wobei der Arbeiter, bis
an die Knie im Morast stehend, rückwärtsgehen muß. Nahe beim
Hause ist mittlerweile das Saatbeet angelegt, dem nun die jungen,
lichtgrünen Reispflanzen entnommen werden, und alles, was Beine hat,
Alte und ganz junge Kinder, Frauen und Mägde, watet im Morast und
drückt die Pflänzlinge in Abständen von etwa 20 cm in ihn hinein.
Die Arbeit sieht recht schmutzig aus und ist es auch. Die Acker müssen
immer feucht gehalten werden, da sie häufig in vielen Stufen die
Bergabhänge hinaufgebaut sind.
Außer seinem Reisfelde hat der Mann noch auf trockenem Boden
einen schönen Acker, den er mit Gerste bestellt hat. Aber wie sonderbar
sieht das Feld aus! Immer abwechselnd eine niedrige und eine hohe
Reihe, später im Sommer eine gelbe und eine grüne. Das kommt
daher, weil immer die zweite Furche einige Wochen nach der ersten
besät wird. Ist diese abgeerntet — die hohen Furchen sind weit von¬
einander entfernt und mit zierlichster Genauigkeit gezogen, — so wird
sie wieder bedüngt und bepflanzt und so die kleine Ackerfläche soviel