IV. Aus der weiten Welt.
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z. Diese Arm«, die den Bogen
spannten, streng und straff?
Seht, das Leben ist entflogen!
seht, sie hängen schlaff!
6. Wohl ihm! Er ist hingegangen,
wo kein Schnee mehr ist,
wo mit Mais die Felder prangen,
der von selber sprießt.
7. Wo mit Vögeln alle Sträuche,
wo der Wald mit Wild,
wo mit Fischen alle Teiche
lustig sind gefüllt.
8. Mit den Geistern speist er droben,
ließ uns hier allein,
daß wir seine Taten loben
und ihn scharren ein.
9. Bringet her die letzten Gaben,
stimmt die Totenklag’!
Alles sei mit ihm begraben,
was ihn freuen mag.
10. Legt ihm unters Haupt die Beile,
die er tapfer schwang,
auch des Bären fette Keule,
— denn der Weg ist lang.
11. Auch dasMesser, scharfgeschliffen,
das vom Feindeskopf
rasch mit drei geschickten Griffen
schälte Haut und Schopf.
12. Farben auch, den Leib zu malen,
steckt ihm in die Hand,
daß er rötlich möge strahlen
in der Seelen Land.
Friedrich Schiller.
144. Der deutsche Flüchtling.
Ich haus’ allein im wilden Wald
im fernen, fernen Westen;
den Welf, den Graubär nngestalt
hab’ einzig ich zu Gästen.
Es nahet mir kein Menschenfuß,
es grüßet mich kein Freundesgruß:
der Sturm pfeift in den Asten.
2. Mit Gram seh’ ich derWolken Heer,
die frei nach Osten streifen;
die Schwalben, die beneid’ ich schwer,
die heim nach Deutschland schweifen.
Ich denk’, wie, wo der Neckar geht,
ein Hüttlein dicht in Reben steht,
dran jetzt die Trauben reifen.
3. Ich denk’, wie nun das Dorf entlang
sich Kerz’ entfacht an Kerzen,
wie vor der Tür am Wiesenhang
die blonden Buben scherzen!
Ich denk’, wie dort zu dieser Zeit
die Abendglocke hallet weit:
und weh wird mir im Herzen!
4. Mein einsam Feuer zünd’ ich an.
schau’ in die nächt’ge Ferne:
hier bleib’ ich stets ein fremder Mann.
fremd sind mir selbst die Sterne.
0 säh’ ich nur ein einzig Mal
mein Vaterhaus im Abendstrahl, —
ich stürbe, ach, wie gerne!
Felix Dahn.
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