Full text: [[Teil 2], Bd. 4 = 8. und 9. Schulj., [Schülerbd.]] ([Teil 2], Bd. 4 = 8. und 9. Schulj., [Schülerbd.])

IV. Die weite Welt. 
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Wasser gefüllt wurden. Man wußte durch Herrn Newall, daß uns das 
Wasser mangelte, und wollte zunächst unsern Durst stillen. Es stürzte sich 
auch sofort alles auf die großen Holzgefäße und suchte mit der hohlen Hand 
Wasser aus ihnen zu schöpfen. Aber das ging langsam, und andere 
drängten nach. Da wurde einfach der Kopf niedergebeugt und mit 
gierigen Zügen das köstliche Naß geschlürft. Auch die Tiere hatten das 
Wasser gespürt und drängten sich mit unwiderstehlicher Kraft heran, obgleich 
sie tagelang schon wie tot unter den Zeltdächern gelegen hatten. Ein großer 
Hammel schob alles beiseite und steckte seinen Kopf zwischen dem einer schönen 
Blondine und dem eines Negers in das Faß, ohne daß diese sich stören ließen. 
Cs waren Bilder, die gewiß allen unvergeßlich geblieben sind, die sie gesehen 
haben. - Da die Zahl von etwa 500 Passagieren und Schiffsvolk für den 
Transport durch das kleine Kriegsschiff zu groß war, so wurde von seinem 
Kapitän beschlossen, die Schiffsmannschaft mit einer Malrosenwache des 
Kriegsschiffes auf der Insel zurückzulassen und wegen ihrer Meuterei in 
strenger Zucht zu halten, die sämtlichen Passagiere aber an Bord zu nehmen 
und nach Aden zurückzubringen. So kamen wir, in fürchterliche Enge auf 
dem Deck des kleinen Schiffes zusammengepreßt, wieder in Aden an, wo 
man schon mit Unruhe die telegraphische Nachricht von unserer Ankunft in 
Suez erwartet hatte. Auf Befehl des Gouverneurs von Aden mußte der 
nächste indische Passagierdampfer trotz seiner Uberfüllung noch fast die ganze 
Zahl der Schiffbrüchigen aufnehmen. Wir ertrugen aber gern die Be¬ 
schwerden dieser Überfahrt und der weiteren von Alexandria nach Marseille 
und dankten Gott, daß wir nicht ein tragisches Ende auf dem einsamen 
Korallenfelsen der Harnischinseln gefunden hatten. Werner von Siemens. 
99. vor Araber und sein Pferd. 
Ein türkischer Kavalleriegeneral, Dano Pascha zu Mardin, stand 
schon seit lange in Unterhandlung mit einem arabischen Stamme 
wegen einer edlen Stute vom Geschlechte Meneghi; endlich vereinigte 
man sich zu dem Preise von 60 Beuteln oder nahe an 6000 Mark. 
Zur verabredeten Stunde trifft der Häuptling des Stammes mit seiner 
Stute im Hofe des Paschas ein; dieser versucht noch zu handeln; aber 
der Scheich erwidert stolz, daß er nicht einen Para ablasse. Verdrie߬ 
lich wirft der Türke ihm die Summe hin mit der Äußerung, daß 30000 
Piaster ein unerhörter Preis für ein Pferd sei. Der Araber blickt ihn 
schweigend an und bindet das Geld ganz ruhig in seinen weißen'Mantel; 
daun steigt er in den Hof hinab, um Abschied von seinem Tiere zu 
nehmen; er spricht ihm arabische Worte ins Ohr, streicht ihm Uber
	        
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