ir fi
Zur Erdkunde
b
1. Hus Lübecks ältester Zeit* von Hdoit i>oim
Lübeck, die Freie und Hanse-Stadt. Bielefeld und Leipzig. 1900. 8. 112.
ie Entstehung Lübecks steht in engster Verbindung
mit wichtigen Tatsachen der Geschichte Europas und des
deutschen Volkes. In der Völkerwanderung drangen die
Germanen von Osten nach Westen, von Norden nach
Süden vor. In die von ihnen verlassenen Sitze rückten
slawische Stämme ein, von der Ostsee bis zum Mittel¬
meer. Sie iiberschritten die Elbe, und alles östlich von diesem Strome
gelegene Land wurde slawisch. So blieb es Jahrhunderte hindurch. Da
kam der Riickschlag. Die Germanen konnten sich nach Westen und Süden
nicht weiter ausdehnen; ihre wachsende Zahl und Kraft machte es ihnen
aber unmöglich, sich mit dem vorhandenen Raum zu begnügen. Sie
merkten, daß ihre östlichen Nachbarn ihnen nicht gewachsen waren,
und daß die Länder derselben guten Boden enthielten; so begannen
sie nach Osten zurückzuströmen. Das geschah in siegreicher Weise unter
Karl dem Großen, der im Norden über die Elbe ging und in dem
damals zuerst erwähnten Orte Hamburg eine Kirche gründete, welche
der Sitz eines Erzbischofs wurde. Das nennte Jahrhundert war jedoch
in seinem weiteren Verlaufe für Deutschland keine Zeit des Fort¬
schrittes. Schwache Kaiser, Einfülle nordischer Scharen machten, daß man
froh war, das Errungene behaupten zu können, soweit das überhaupt
geschah. Im zehnten Jahrhundert ward alsdann unter starken Fürsten
das Vordringen nach Osten wieder aufgenommen. Unter Gero und Her¬
mann Billing dehnten sich die Ostmarken von der Saale und der Elbe
bis zur Oder aus. Brandenburg wurde erobert. Durch die Gründung
eines Erzbistums in Magdeburg und eines Bistums in Brandenburg,
sowie weiter im Süden durch die Bistümer Merseburg, Zeitz, Meißen
wurde das Christentum unter den heidnischen Slawen ausgebreitet. Aber
die Bevölkerung dieser Gegenden ward nicht deutsch, sie blieb noch slawisch.