Full text: Haus und Welt II (Bd. 7, [Schülerbd.])

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die Lüfte schienen Seufzer nur zu saugen, 
und eine Quelle murmelte ihr U)eh, 
des Nlondes blasse Scheibe widerscheinend, — 
da war die Stunde, wo ein Gngel weinend 
von Gottes Throne ward herabgesandt, 
den bittern Leidenskelch in seiner Hand. 
Und vor dem Heiland stieg das Areuz empor; 
daran sah seinen eignen Leib er hangen, 
zerrissen, ausgespannt; die Stricfe drangen 
die lehnen an den Gliedern ihm hervor. 
Die Nägel sah er ragen und die Arone 
aus seinem Haupte, wo an jedem Dorn 
ein Blutestropfen hing, und wie im Zorn 
murrte der Donner mit verhaltnem Tone. 
Gin Tröpfeln hört' er, und am Stamme leis 
herniederglitt ein Wimmern, qualverloren. 
Da seufzte Thristus, und aus allen j?oren 
drang ihm der Schweiß. 
Und dunkler ward die Nacht, im grauen Weer 
schwamm eine tote Sonne; kaum zu schauen 
war noch des qualbewegten Hauptes Grauen, 
im Todeskampfe schwankend hin und her. 
Am Areuzessuße lagen drei Gestalten; 
er sah sie grau wie Nebelwolken liegen, 
er hörte ihres schweren Ddems fliegen, 
vor Zittern rauschten ihrer Aleider galten. 
O, welch ein Lieben war wie seines heiß? 
Gr kannte sie, er hat sie wohl erkannt; 
das Wenschenblut in seinen Adern stand, 
und stärker quoll der Schweiß. 
Die Sonnenleiche schwand, nur schwarzer Rauch, 
in ihm versunken Areuz und Seufzerhauch; 
ein Schweigen, grauser als des Donners Toben, 
schwamm durch des Äthers siernenleere Gassen; 
kein Lebenshauch auf weiter Grde mehr, 
ringsum ein Arater, ausgebrannt und leer, 
und eine hohle Stimme rief von oben: 
„Nlein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen!"
	        
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