Full text: Haus und Welt II (Bd. 7, [Schülerbd.])

IQV.VV.QV.O.V.V.O.O.V. 423 QSQQQQQQQQQQQQQQ 
hungern müssen, hätte ihnen nicht mein Mann dann dennoch Kost 
gegeben. 
Wir hielten stets darauf, daß für ihren Lohn die Leute zu¬ 
nächst sich Kleidung anschafften. Hemd, Hose, Rock und Hut, von 
jedem ein Stück, ein Paar Schuh und vielleicht noch eine Decke 
zum Schlafen — das mußte jeder haben. Im Grunde machten 
sie sich recht wenig aus Garderobe — sie fühlten sich am wohlsten 
in ihrem Nationalkostüm. Auch die Behandlung der Sachen ließ 
manches zu wünschen übrig: gewaschen wurden sie, wenigstens 
wenn wir die Leute nicht zur Reinlichkeit immer erneut ermahnten, 
überhaupt nicht. Ebenso unsauber waren sie an ihrem Körper; 
daher hatten wir auch eingeführt, daß jeden Sonntag und Mitt¬ 
woch die Leute sich und ihre Sachen gewaschen präsentieren 
mußten. 
Sonntags erhält jeder Eingeborene, ob Mann, ob Frau, Tabak. 
Das Rauchen bedeutet für alle den höchsten Genuß. Selbst Kinder 
von 2—3 Jahren sieht man schon mit der brennenden Pfeife im 
Munde. Während der Arbeit geht die Pfeife unaufhörlich von 
Mund zu Mund. Ist die sonntägliche Tabaksration aufgeraucht, 
dann nehmen sie grüne Tabaksblätter, die nur schnell noch auf dem 
Feuer geröstet werden, Gras und anderes — und die Leute finden 
dann Genuß am Rauchen. 
Den Sonntag wird, des Tabaks wegen, kein Eingeborener, der 
im Dienste steht, vergessen. Damit nur ja kein Irrtum möglich ist, 
tragen manche an einem dünnen Riemen ein Holztäfelchen, das 
am Rande mit Kerbschnitten versehen ist, in deren einen sie täglich 
ein Pflöckchen schieben. Dann wissen sie genau, wann der Sonn¬ 
tag und mit ihm der Tabak herangekommen ist. 
Der neue Mond ist für sie ein Zeichen, daß ihr Lohn fällig 
ist; ihre Arbeitszeit gibt ihnen die Sonne an. Morgens, bald nach 
ihrem Aufgang, versammeln sich die Leute vor dem Hause und 
warten auf Zuteilung der Arbeit, mittags wird eine 21/2- bis Zu¬ 
ständige Rast gemacht und abends, sobald die Sonne sinkt, jede 
Arbeit verlassen. 
Da die Eingeborenen keinen Begriff von unserer Zeiteinteilung 
nach der Uhr haben, so muß man ihnen die Tageszeit nach dem 
Stande der Sonne angeben. Will man z. B., daß sie um eine 
bestimmte Zeit sich einfinden, so deutet man nach dem Himmel und 
sagt ihnen möglichst eindringlich und langsam: „Wenn die Sonne 
dort steht, müßt ihr hierher kommen.“ Auch wir blickten nach dem
	        
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