Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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das Verbot des Herrn übertraten, ward dieser Ungehorsam für sie 
und alle ihre Nachkommen von den traurigsten Folgen. AuS dem 
Paradiese verstoßen, mußten sie im Schweiße des Angesichtes ihre 
Nahrung gewinnen, ihr Leib wurde sterblich, der Wille schwach und 
zum Bösen geneigt. Ein trauriges Beispiel der verdorbenen Natur 
mußten die unglücklichen Eltern schon an ihren ersten Kindern er¬ 
leben ; Kain erschlug aus Neid seinen Bruder Abel. 
So lange Adam und Eva mit ihren ersten Kindern noch allein 
lebten, fanden sie wohl rings um sich her den nöthigen Unterhalt. 
Die Natur selbst befriedigte ihre geringen Bedürfnisse. Früchte 
waren ihre erste Nahrung; große Baumblätter, später auch die 
Felle der Thiere ihre Kleidung; Baum und Höhle das nöthige 
Obdach. Immer weiter und weiter aber mußten die Menschen 
aus einander ziehen, je mehr ihre Zahl wuchs und die Lebensmittel 
abnahmen. Weil aber die Natur nicht überall gleich ergiebig, und 
der Himmelstrich bald kälter, bald wärmer war; so entstand hier¬ 
durch allmälig eine große Veränderung wie in der Lebensart, so 
auch in der Gestalt und Größe der Menschen. Jagd, Viehzucht und 
-Ackerbau wurden seitdem die Hauptnahrungszweige. 
Die Jagd. — Durch die immer weitere Wanderung kanien 
Manche in rauhe gebirgige Gegenden. Ungeheure Waldungen be¬ 
deckten noch den Boden und bargen in ihrem Dickicht eine Menge 
großer und kleiner Thiere. Die Noth machte den Menschen kühn. Er 
bewaffnete seine Hand zunächst mit einem tüchtigen Baumstamme, 
trat in den Wald und wurde Jäger. Das Fleisch der erschlagenen 
Thiere war seine Speise, das warme Blut derselben sein köstlichste« 
Getränk, das abgezogene Fell seine Kleidung. Noch andere führte 
die Wanderung an Meere und Flüsse, wo Fischfang den Hunger 
stillen lehrte. 
Ein so unstätes, wildes Leben aber läßt den Menschen roh und 
erstickt alle edeleren Triebe deS Herzens. Das stille häusliche Fa- 
milienglllck bleibt ihm fremd. Der Jammer und das Elend seiner 
Mitmenschen rühren nicht sein Herz, weil er durch das stete Morden 
lebendig fühlender Wesen und durch den Anblick ihrer schmerzhaften 
Todeszuckungen gegen alles Mitleid abgestumpft wird. Eine völlige
	        
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