Full text: Von Rudolph von Habsburg bis zur Entdeckung von America (Bd. 5)

165 Vierter Zeitraum. 
seinen Vezieren und Bassen seinen Einzug eine eiserne Keule 
in der Hand. Er stieg vor dem Portale der Sophienkirche 
von seinem Rosse, und stieß mit seinem Yatagan einen Sol— 
daten nieder, der die Altäre zertrümmerte. Er verwandelte 
die Kirche in eine Moschee, und schon Tages darauf rief ein 
Mueczzelin die Muselmänner vom Thurme herab zum Gebet. 
Von hier aus begab sich der Großherr in den verlasse— 
nen Palast der griechischen Kaiser um ihn in Besitz zu 
nehmen, und sprach bei dem Eintreten diesen persischen Vers: 
„Die Spinne webt ihr Netz in dem Palast der Kaiser, 
und die Eule läßt ihren nächtlichen Gesang auf den Thür— 
men Erasiab's ertönen.“ 
Dann wurde den noch lebenden Griechen Gnade ver— 
kuüͤndigt, aber die Stadt war verödet. Sie wieder zu bevöl— 
kern, zog Muhammed 5000 osmanische Familien aus Thra 
zien und Asien herein und das unter Androhung des To— 
bes, wenn sie nicht kämen. 
Hierauf zerstörte er in den andern Jahren alle noch übri— 
gen Reste von Griechenherrschaft in Europa und Asien, und 
brachte Aegypten und fast alle die Länder, die noch jetzt das 
türkische Reich ausmachen, unter seine Botmäßigkeit. Die 
Griechen wurden zwar geduldet erhielten freie Religions 
uübung und einen Patriarchen, wurden aber verachtet, muß— 
ten jaährlich durch eine Kopfsteuer ihr Leben erkaufen und 
für jedes zugestandene Recht, z. B. einen Patriarchen zu 
haben, hohe Äbgaben zahlen. Sie sind der christlichen Reli— 
gion treu geblieben, aber nach dem griechischen Bekenntnisse 
und hassen die katholische Kirche, welche sie übrigens sehr 
nahe stehen, eben so sehr, wie den Islam Ihren Unterhalt 
haben sie meistens vom Handel, und sie sind ein aufgeweck— 
tes schlaues, hinterlistiges und durch langen Druck entarte— 
tes Voͤlkchen, das aber weder seine alte Sprache, noch seine 
Sitten, mit den türkischen zu vereinigen geneigt ist. 
Die Türken, obschon sie nun fast 400 Jahre in Europa 
hausen, sind doch von den übrigen Europäern nie als Brü— 
der anerkannt worden. Anfangs war der Schrecken vor ih— 
nen so groß, daß seit der Eroberung Constantinopels im 
christlichen Europa täglich dreimal die Betglocke gezogen 
wurde, Morgens, Mittags und Abends zum englischen
	        
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