Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

26 
Neuem begonnen hatten, verlangte Heinrich der Löwe, Sohn 
Heinrichs des Stolzen, Bayern als sein Erbgut. Erst Kon¬ 
rads Nachfolger, Kaiser Friedrich I., Barbarossa, (1152 — 
1190) gab Bayern Heinrich dem Löwen zurück, trennte je¬ 
doch die Ostmark davon und erhob diese zum Herzvgthum 
Oesterreich, welches er an Heinrich Jasomirgott verlieh. Das 
war die dritte Mark, die von dem Stammlande Bayern 
losgerissen wurde; die erste war Kärnthen, die zweite Ost¬ 
franken. 
Während seiner Herrschaft war Heinrich der Löwe 
(1156 — 1180) bemüht, Ordnung und Ruhe herzustellen, 
dem Rechte Achtung zu verschaffen und seinem Lande alle 
Vortheile der Gewerbe und des freien Verkehrs zu gewäh¬ 
ren. Er unterwarf sich die slavischen Völker jenseits der Elbe 
bis gegen die Oder. Ihm haben wir zu verdanken, daß unsre 
jetzige Hauptstadt München zu einer bedeutenden Stadt des 
Landes wurde, indem er die dem Bischöfe von Freising gehörige 
-Brücke und Zollstätte bei Föhring (Bering) an der Isar 
zerstörte und beide bei dem ihm gehörigen Dorfe München 
anlegte. Dadurch gewann er den Zoll vom L>alze, das von 
Reichenhall nach Schwaben ging. Aber solch gewaltsames 
Verfahren machte ihm viele Feinde und Neider. Und als 
der kinderlos gewordene, verschwenderische Welf III. viele 
welfische Stammgüter Friedrich I. verpfändete, zürnte er die¬ 
sem so sehr, daß er ihtn in Italien die Hülse versagte. 
In Folge davon verlor der Kaiser die Schlacht, gab dann 
den Feinden Heinrichs Gehör, entsetzte ihn seiner Herzog¬ 
tümer und gab (1180) Bayern dem Pfalzgrafen Otto von 
Wittelsbach (Scheyern), dem tapferen Helden von Verona, 
als erbliches Lehen. So erhielt endlich nach 232 Jahren 
Bayern wieder einen Fürsten aus dem allen, mächtigen, 
bayerischen Geschlechte, dessen Nachkommen noch jetzt so 
segensreich über unser Vaterland regieren. 
Während dieser Zeit hatten sich aber die innern Zu¬ 
stände Bayerns, so wie die Deutschlands sehr geändert. Die 
Züge der Kaiser nach Italien und das fortgesetzte Streben 
der weltlichen und geistlichen Großen, die Macht des Kai¬ 
sers zu schwächen, um die ihrige zu erweitern, wirkten sehr 
nachtheilig auf das ganze Land. Das Lehenswesen, das 
unter den Karolingern begann, verschwand nach und nach; 
die Gaugrafen sahen ihre Grafschaften und ihre Aemter als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.