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Neuem begonnen hatten, verlangte Heinrich der Löwe, Sohn
Heinrichs des Stolzen, Bayern als sein Erbgut. Erst Kon¬
rads Nachfolger, Kaiser Friedrich I., Barbarossa, (1152 —
1190) gab Bayern Heinrich dem Löwen zurück, trennte je¬
doch die Ostmark davon und erhob diese zum Herzvgthum
Oesterreich, welches er an Heinrich Jasomirgott verlieh. Das
war die dritte Mark, die von dem Stammlande Bayern
losgerissen wurde; die erste war Kärnthen, die zweite Ost¬
franken.
Während seiner Herrschaft war Heinrich der Löwe
(1156 — 1180) bemüht, Ordnung und Ruhe herzustellen,
dem Rechte Achtung zu verschaffen und seinem Lande alle
Vortheile der Gewerbe und des freien Verkehrs zu gewäh¬
ren. Er unterwarf sich die slavischen Völker jenseits der Elbe
bis gegen die Oder. Ihm haben wir zu verdanken, daß unsre
jetzige Hauptstadt München zu einer bedeutenden Stadt des
Landes wurde, indem er die dem Bischöfe von Freising gehörige
-Brücke und Zollstätte bei Föhring (Bering) an der Isar
zerstörte und beide bei dem ihm gehörigen Dorfe München
anlegte. Dadurch gewann er den Zoll vom L>alze, das von
Reichenhall nach Schwaben ging. Aber solch gewaltsames
Verfahren machte ihm viele Feinde und Neider. Und als
der kinderlos gewordene, verschwenderische Welf III. viele
welfische Stammgüter Friedrich I. verpfändete, zürnte er die¬
sem so sehr, daß er ihtn in Italien die Hülse versagte.
In Folge davon verlor der Kaiser die Schlacht, gab dann
den Feinden Heinrichs Gehör, entsetzte ihn seiner Herzog¬
tümer und gab (1180) Bayern dem Pfalzgrafen Otto von
Wittelsbach (Scheyern), dem tapferen Helden von Verona,
als erbliches Lehen. So erhielt endlich nach 232 Jahren
Bayern wieder einen Fürsten aus dem allen, mächtigen,
bayerischen Geschlechte, dessen Nachkommen noch jetzt so
segensreich über unser Vaterland regieren.
Während dieser Zeit hatten sich aber die innern Zu¬
stände Bayerns, so wie die Deutschlands sehr geändert. Die
Züge der Kaiser nach Italien und das fortgesetzte Streben
der weltlichen und geistlichen Großen, die Macht des Kai¬
sers zu schwächen, um die ihrige zu erweitern, wirkten sehr
nachtheilig auf das ganze Land. Das Lehenswesen, das
unter den Karolingern begann, verschwand nach und nach;
die Gaugrafen sahen ihre Grafschaften und ihre Aemter als