ge, der Jagd und der Viehzucht kannten sie beinahe
keine andere Beschäftigung. Ueberdieß beobachteten
sie eine musterhafte Enthaltsamkeit; sie schwächten
sich nicht durch jugendliche Ausschweifungen. Da¬
durch erlangten sie eine eiserne Gesundheit, und er¬
reichten ein hohes Alter. Den Ackerbau mußten ihre
Knechte besorgen, und die Aufsicht über die Land-
wirthschaft überhaupt lag den Greisen, den Schwäch¬
lingen und den Weibern ob. Spinnen und Weben war
auch die Beschäftigung dieser letzter». Von andern
Künsten verstanden sie wenig; nur die zur Landwirth-
schaft und zum häuslichen Gebrauche nöthigen Geräth-
schäften: Wagen, Pflüge, Aerte aus Holz und Stein,
Tbpfe und andere Gefäße aus Thon, und dergleichen,
wußten sie sich selbst zu verfertigen.
§. 6.
Ihre Freiheit liebten die Teutschen über alles,
und der Tapferste war am meisten geachtet. In den
Krieg zogen auch ihre Weiber mit, und vertheidig¬
ten die Wagenburg. Lieder von den tapfern Thaten
der Voraltern, die man vorder Schlacht absang, be¬
geisterten die streitbaren Männer. Aber wann sie mit
Krieg, oder Jagd nicht beschäftiget waren, so über¬
ließen sie sich zu Hause dem Müßiggänge, dem Trunk
und Spiele. Mancher verspielte alles, was er hatte,
und zuletzt sogar ssine Freiheit; in diesem Falle mußte
er des andem Knecht werden. Doch zeichneten sie
sich durch verschiedene rühmliche Eigenschaften: dnrch
ihre schon oben gepriesene Keuschheit, dnrch Gastfrei¬
heit , und durch eine unverstellte Redlichkeit vor vie-