Rudis Frau verstand ihre Sache. Sie hatte gärtnern gelernt
und wußte im Garten mit dem Gemüse umzugehen. Sie hatte allezeit
gesunde Kost, und alles war schmackhaft und reinlich und kostete wenig.
— Aber Peters Frau verstand von dem nichts. Ihr Garten sah liederlich
aus, und ihre Küche glich einem Stalle. Wenn sie kochte, brauchte sie
dreimal mehr Zutat als Rudis Frau, und es blieb doch ein elendes
Essen und machte verdorbene Magen und ungesundes Blut. Zum Essen
brauchte sie Geld und zum Doktern auch.
Wie es denn geht; eins greift ins andere. Wer sich im Hause
um den Nagel nicht kümmert, dem fallen endlich die Sparren herab,
und wo das Dach rinnt, fällt die Hütte ein. Mit Peters Hauswesen
ging es den Krebsgang. Das ärgerte ihn, er wußte nicht, woran es
lag. Aus Verdruß fing er an zu trinken. Im Wirtshaus gefiel
es ihm besser als daheim im Stalle. Er machte Schulden und dachte:
Ich will's schon wieder einbringen. Endlich ward dem Peter alles
versteigert, aber aus seinen Lumpen ward nichts gelöst. Rudi aber
hatte Segen im Hause. Er schaffte wenig Neues an und behielt das
Geld; aber das Alte bei ihm war allzeit reinlich, sauber, ausgebessert,
wie neu. Und jedermann hielt ihn daher für noch reicher, als er war;
das machte den Leuten Vertrauen zu ihm, und Vertrauen ist oft besser
als Geld.
27. Die alte Waschfrau.
Adelbert von Chamisso.
1. Du siehst geschäftig bei den Linnen
Die Alte dort im weißen Haar,
Die rüstigste der Wäscherinnen
Im sechsundsiebenzigsten Jahr.
So hat sie stets mit saurem Schweiß
Ihr Brot in Ehr' und Zucht gegessen
Und ausgefüllt mit treuem Fleiß
Den Kreis, den Gott ihr zugemessen.
2. Sie hat in ihren jungen Tagen
Geliebt, gehofft und sich vermählt;
Sie hat des Weibes Los getragen,
Die Sorgen haben nicht gefehlt;
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