Full text: Ergänzungsband für Mittelschulen (Teil 4, [Schülerbd.])

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„Dann behaltet Euer Geld, damit Ihr nicht zu Schaden kommt,“ 
versetzte der Hofschulze kaltblütig. „Sechsundzwanzig, wie ich gesagt 
habe, und keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die Jahre 
her, Herr Marx, und solltet daher wissen, daß das Dringen und 
Feilschen bei mir nicht verschlägt, weil ich nie von meiner Sprache 
abgehe. Ich begehre, was mir eine Sache wert ist, und tue niemalen 
vorschlagen; und so könnte ein Posaunenengel vom Himmel daher— 
gefahren kommen, er kriegte die Braune nicht unter sechsundzwanzig.“ 
„Aber Sackerlot,“ schrie der Pferdehändler erbost, „aus Fordern 
und Bieten besteht doch der Handel, und meinen eignen Bruder über— 
frage ich, und wenn kein Vorschlagen mehr in der Welt ist, so hört 
alles Geschäft auf!“ 
„Im Gegenteil,“ erwiderte der Hofschulze, „das Geschäft kostet 
dann weit weniger Zeit und ist schon um deshalb profitlicher; aber 
auch außerdem haben beide Teile von einem Handel ohne Vorschlagen 
vielen Nutzen. Ich habe es immer erlebt, daß, wenn vorgeschlagen 
wird, sich die Natur erhitzt und zuletzt niemand mehr recht weiß, was 
er redet oder tut. Da läßt denn der Verkäufer, um nur dem Gehader 
ein Ende zu machen, die Ware oft unter dem Preise, den er im stillen 
bei sich festsetzte, und der Käufer seinerseits in der Begierde und Brunst 
des Bietens vertut sich ebenso oftmals. Ist aber gar keine Rede von 
Ablassen, dann bleiben beide schön ruhig und wahren sich vor 
Schaden.“ 
„Da Ihr so vernünftig redet, so werdet Ihr meinen Antrag jetzt 
besser erwogen haben,“ hob der Rezeptor an. „Wie gesagt, die Re— 
gierung will alle Korngefälle der Höfe in hiesiger Gegend in Geld um— 
wandeln. Sie hat allein den Schaden davon, denn Korn bleibt Korn, 
aber Geld ist heute soviel und morgen soviel wert; indessen ist es 
nun einmal ihr Wille, um der Last des Aufspeicherns quitt zu werden. 
Ihr tut mir also den Gefallen und unterschreibt diese neue, auf Geld 
lautende Urkunde, die ich zu diesem Behufe schon mitgebracht habe.“ 
„Durchaus nicht,“ antwortete der Hofschulze eifrig; „es ist ein 
alter Glaube hier zu Lande, daß, wer seinem Hofe eine Last auflegt, 
dafür zur Strafe nach seinem Tode auf dem Hofe umgehen muß. Ich 
weiß nicht, wie es damit beschaffen ist, aber das weiß ich: Vom Ober— 
hofe sind seit vielen hundert Jahren nur Körner an die Gotteszelle 
gegeben worden, und damit wolle sich also das Rentamt begnügen, 
wie das Stift sich damit begnügt hat. Wächst Geld auf meinem 
Acker? Nein! Korn wächst darauf. Woher wollen Sie also das 
Geld nehmen?“ 
„Ihr sollt ja nicht übervorteilt werden!“ rief der Rezeptor. 
„Es muß alles beim alten bleiben!“ sagte der Hofschulze feierlich.
	        
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