Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

sein, wenn was anderes als die Köpfe von den Pferden über die Ähren 
hinübersahen. Ich dachte, ich würde ersaufen." 
„Woher hat er's denn?" fragte der Rezeptor. 
„O!" rief der Pferdehändler, „da liegen hier mehrere solcher Höfe 
herum, man heißt sie -Oberhöfe; wenn die nicht manchen Edelmann aus¬ 
stechen, so will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich ist von uralter Zeit 
zusammengeblieben. Und fleißig und sparsam ist der Nichtsnutz von jeher 
gewesen, das muß man ihm lassen. Sie sahen ja, wie er sich abäscherte, 
nur um dem Schmied die paar Groschen Verdienst zu nehmen. Und 
blicken Sie nur um sich: ist es denn hier nicht, als ob man bei einem 
Grafen wäre?" 
Während der letzten Reden hatte der verdrießliche Pferdehändler sachte 
in die Geldkatze gegriffen und den zwanzig Goldstücken, gleichgültig thuend, 
noch sechs hinzugefügt. Der Hofschulze trat wieder in die Thür, und der 
andere sagte brummend, ohne ihn anzusehen: „Da liegen die sechsund¬ 
zwanzig, weil es einmal nicht anders sein soll!" 
Der alte Bauer lächelte schalkhaft und sprach: „Ich wußte wohl, 
daß Ihr das Pferd kaufen würdet, Herr Marx; denn Ihr sucht -für den 
Rittmeister in Unna eins zu dreißig Pistolen, und mein Bräunchen paßt 
Euch dazu wie bestellt. Ich ging auch nur in das Haus, um die Gold¬ 
wage zu holen, und konnte vorhersehen, daß Ihr Euch unterdessen besonnen 
haben würdet." 
Der Alte, welcher in seinen Bewegungen bald etwas ungemein 
Rasches, bald wieder die größte Bedächtigkeit zeigte, je nachdem das Ge¬ 
schäft war, was er trieb, setzte sich an den Tisch, wischte langsam und 
sorgfältig seine Brille ab, spannte sie über die Nase und fing an die 
Goldstücke genau zu wägen. Zwei oder drei musterte er als zu leicht aus, 
worüber der Pferdehändler ein heftiges Gezeter erhob, welchem der Hof¬ 
schulze schweigend und kaltblütig, die Wage in der Hand behaltend, zuhörte, 
bis der andere, statt der verworfenen Münzen, vollwichtige hervorholte. 
Endlich war die Sache beendigt, der Verkäufer packte bedächtig das Geld 
in ein Papier und ging mit dem Pferdehändler nach dem Stalle, um ihm 
das Pferd zu überliefern. 
Der Rezeptor wartete die Rückkunft der beiden nicht ab. 
„Mit solchem Klotz ist nichts anzufangen", sagte er; „aber wenn du 
uns nur nicht so ordentlich auf die Termine bezahltest, mir wollten dich!" 
— Er fühlte nach seinen urkundlichen Papieren in der Tasche, merkte an 
dem Knittern, daß sie noch darin seien, und schlich vom Hofe. 
Aus dem Stalle traten der Roßkamm, der Schulze und ein Knecht, 
welcher zwei Pferde, das des Roßkammes und die erkaufte braune Stute, 
hinter sich herführte. Der alte Schulze sagte, indem er die letztere zum 
Abschiede streichelte: „Es thut einem immer leid, wenn man eine Kreatur, 
die man aufzog, losschlägt, aber wer kann dawider? — Nun, halte dich 
brav, Bräunchen!" rief er, und gab dem Tiere einen herzhaften Schlag 
auf die runden, glänzenden Schenkel. 
Der Pferdehändler war mittlerweile aufgestiegen und sah mit seiner
	        
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