Full text: Deutsches Lesebuch ([Teil 4, [Schülerbd.]])

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2. Die ganze Welt ist wie ein Buch, 
darin uns ausgeschrieben 
in bunten Zeilen manch ein Spruch, 
wie Gott uns treu geblieben; 
Wald und Blumen nah und fern 
und der helle Morgenstern 
sind Zeugen von seinem Lieben. 
3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch 
durch alle Sinnen leise, 
da pocht ans Herz die Liebe auch 
in ihrer stillen Weise, 
pocht und pocht, bis sich’s erschließt, 
und die Lippe überfließt 
von lautem, jubelndem Preise. 
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall 
im Busch ihr Lied erklingen, 
in Berg und Thal erwacht der Schall 
und will sich aufwärts schwingen, 
und der Morgenröte Schein 
stimmt in lichter Glut mit ein: 
Laßt uns dem Herrn lobsingen! Athen xs- 
3. Girr geistlich Astendlied. 
Gottfried Kinkel. 
Gedichte. 1. Auflage. Stuttgart und Tübingen. 1843. S. 106. 
1. Es ist so still geworden, 
verrauscht des Abends Wehn, 
nun hört man allerorten 
der Engel Füße gehn. 
Rings in die Thäte senket 
sich Finsternis mit Macht — 
wirs ab, Herz, was dich kränket, 
und was dir bange macht! 
2. Es ruht die Welt im Schweigen, 
ihr Tosen ist vorbei, 
stumm ihrer Freude Reigen 
lind stumm ihr Schmerzensschrei. 
Hat Rosen sie geschenket, 
hat Dornen sie gebracht — 
wirs ab, Herz, was dich kränket, 
und was dir bange macht!
	        
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